Kein vernünftiger Grund für Steinkohleabbau unter bewohntem Gebiet

In der SZ von Samstag waren verschiedene Lesermeinungen zum Thema „Zukunft der Kohle“ veröffentlicht, die in sachlicher Hinsicht dringend einer Richtigstellung bedürfen. So thematisiert Herr Podewin aus Carling die Koksproblematik, vermischt hier aber vollkommen unterschiedliche Sachverhalte. Richtig ist, dass Kohle zur Kokserzeugung wie bisher uneingeschränkt weltweit zur Verfügung steht. Richtig ist auch, dass deutsche Kokereikapazitäten im Rahmen der Globalisierung stillgelegt und teilweise nach China verkauft wurden, weil der Koks seiner Zeit auf dem Weltmarkt billiger eingekauft werden konnte. Dass sich der Koks in der jüngsten Vergangenheit verteuert hat ist richtig, hat aber wie bereits erwähnt nichts mit „Kohleknappheit“ zu tun, sondern geht auf das Konto unserer Unternehmensmanager, die in Fehleinschätzung der Weltwirtschaftslage Kokereikapazitäten abgebaut haben. Die Globalisierung lässt grüßen. Was man vorher geglaubt hat einsparen zu können, muss man jetzt doppelt und dreifach drauflegen. Das wird zukünftig noch einigen Unternehmen so gehen.

Herr Heckmann und Herr Maurer ihrerseits sprechen die sichere Energieversorgung, die Arbeitsplätze und die Subventionierung an. Meine Herren nehmen Sie zur Kenntnis, dass mit dem geplanten Kohlesockel im Jahr 2012 der Beitrag der deutschen Steinkohle an der in der BRD verbrauchten Energie noch rund 3 Prozent betragen wird. Nehmen Sie auch zur Kenntnis, dass zu diesem Zeitpunkt rund 20.000 Beschäftigte 3 Prozent des Energiebedarfs mit einem Subventionsvolumen von dann 1,83 Milliarden Euro decken. Das sind rechnerisch 91.500 Euro Subventionen pro Beschäftigtem im Steinkohlebergbau. Eine schier unglaubliche Zahl und eine sinnlose Verschwendung von Steuergeldern. Und erklären Sie das mal den Beschäftigten im Baugewerbe, im Einzelhandel und und, die mit einem Bruchteil dieser Subventionen keine Angst um ihre Arbeitsplätze haben müssten. Und nehmen Sie auch noch zur Kenntnis, dass wir keine Bergbaugegner, sondern Bergbaubetroffene sind. Durch den Raubbau, der zwischenzeitlich ohne Rücksicht auf Verluste betrieben wird, verlieren wir unser Eigentum, unsere Heimat und unsere Gesundheit. Das wollen wir nicht mehr erdulden, weil es für einen Steinkohlebergbau unter bewohntem Gebiet in Deutschland keinen vernünftigen Grund mehr gibt.

Und zu den Ausführungen von Frau Stegmann möchte ich bemerken. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und Angehörigen von Grubenunglücken in Osteuropa. Nehmen Sie aber zur Kenntnis, dass unsere Importkohle fast ausschließlich aus Amerika und Australien kommt und dort zu etwa 70 Prozent im Tagebau gewonnen wird. Deshalb ist diese Kohle ja so günstig!

Dirk Schnubel, IGAB Nalbach

(Bislang nicht veröffentlichter) Leserbrief an die Saarbrücker Zeitung vom 02.08.2004