Bergbau ist nicht gut für die Gesundheit
Verfasst: Di, 10.08.2010 6:49
SZ vom 10.08.2010
Saar mit PCB und Dioxin belastet
Umweltministerium warnt vor dem Verzehr von Fischen
Umwelt-Staatssekretär Borger
hat darauf aufmerksam gemacht,
dass die Saar stark mit
Dioxinen und PCB belastet ist,
stärker als der Rhein. Das geht
aus der Umweltprobenbank
der Bundes hervor.
Von SZ-Redakteur
Gerhard Franz
Saarbrücken. Die Fische in der
Saar sind relativ stark mit
hochchlorierten Stoffen wie
Dioxinen, Furanen oder poly-
chlorierten Biphenylen (PCB)
belastet. Dies ist das Ergebnis
einer Pressekonferenz, bei der
Umwelt-Staatssekretär Klaus
Borger (Grüne) gestern auf die
Problematik des Verzehrs von
Fischen aufmerksam machte.
Wegen dieser Erkenntnisse
sei kürzlich eine Verzehrswar-
nung herausgegeben worden;
zugleich habe man eine weitere
Untersuchung von Fischen auf
ihre Schadstoffbelastung hin
angeordnet. Dazu Borger: "Das
haben wir gemacht, weil uns
der Gesundheitsschutz am
Herzen liegt." Es sei auch da-
von auszugehen, dass nach der
Vorlage der Ergebnisse eine
Warnung vor dem Verzehr auf-
rechterhalten werde. Als Ver-
ursacher dieser Kontamination
mit den hochchlorierten Stof-
fen hat man den Bergbau im
Verdacht, weil seit den 60er
Jahren unter Tage große Men-
gen von PCB als Hydraulikflüs-
sigkeit und als Isoliermittel
Verwendung fanden.
Diese Vermutung werde
durch die Fundstellen der mit
PCB belasteten Fische gestützt.
Während oberhalb der Staustu-
fe Burbach, also im Raum Saar-
brücken und in der Saar Rich-
tung Saargemünd, die Kon-
zentration problematischer
Stoffe gering sei, liege sie bei
Fremersdorf mehr als doppelt
so hoch. Dies hatte vor zwei
Jahren eine Untersuchung von
Brassen in der Saar ergeben
(siehe Grafik). Dies bedeute,
dass PCB und Dioxine erst un-
terhalb von Saarbrücken in
stärkerem Maß in die Saar ge-
langen, so etwa durch die Ros-
sel oder andere Zuflüsse. Zu-
gleich werde immer noch aus
Kohlegruben Wasser abge-
pumpt, das in Bäche gelange.
Zu den Gefahren, die sich aus
dem Verzehr der chlorierten
Stoffe ergeben, schreibt das
Bundesamt für Risikobewer-
tung: "Dioxine und PCB sind
Umweltgifte, die vom Men-
schen hauptsächlich beim Ver-
zehr fetthaltiger tierischer Le-
bensmittel aufgenommen wer-
den. Wegen der langen Verweil-
zeit im Körper und ihrer toxi-
schen Eigenschaften sollte die
daraus resultierende Belastung
des Menschen mit diesen Stof-
fen so gering wie möglich sein.
Ein besonderer Eintragspfad
dieser Stoffe sind Flussfische,
die teilweise auf Grund der
Kontamination der Gewässer,
in denen diese Fische leben
und gefangen werden, hohe Ge-
halte an Dioxinen und PCB auf-
weisen." Verzehrempfehlun-
gen richten sich vor allem an
Angler und deren Familien. Bei
ihnen kann nicht ausgeschlos-
sen werden, dass sie Flussfi-
sche verzehren, deren Gehalt
an Dioxinen, Furanen und PCB
die Grenzwerte überschreiten.
Um der Kontamination mit
PCB und Dioxinen in der Saar
auf die Spur zu kommen, wird
regelmäßig das Fleisch von Dö-
beln und Brassen untersucht.
Während bei den letzten Pro-
ben von Saarfischen vor fünf
Jahren vor allem Döbel unter-
sucht wurden, die wegen ihres
geringen Fettgehalts kaum PCB
anreichern, untersucht man
nun auch Brassen. Sie werden
als deutlicherer Indikator für
PCB und Dioxin angesehen.
Unangenehme Wahrheit
Eines dürfte den Saarlän-
dern immer klarer wer-
den: Ihr Fluss, die Saar,
ist mit hoch chlorierten Giften
wie Dioxinen, Furanen und
PCB viel stärker belastet, als
man es vor ein paar Jahren
noch wahrhaben wollte. Da
konnte man den Eindruck ge-
winnen, als sei der Fisch aus
diesem Fluss eine natürlich-
saubere Köstlichkeit. Der frü-
here Umweltminister Mörs-
dorf verspeiste sogar werbe-
wirksam Saarfisch. Mit diesem
Trugschluss hat Umwelt-
Staatssekretär Klaus Borger
gestern aufgeräumt. Seit sei-
ner Pressekonferenz wissen
wir, dass diese Umweltgifte,
die sich über lange Zeit im
Körperfett anreichern, in der
Saar reichlich vorhanden sind,
deutlich stärker als im Rhein,
der viele problematische Ein-
leitungen zu verkraften hat.
Allerdings darf man die Nach-
richt über die PCB-Belastung
der Saar auch nicht überbe-
werten. Für Menschen ist das
Wasser der Saar ungefährlich.
Und keine Panik, es gibt An-
haltspunkte für den allmähli-
chen Rückgang der Stoffe.
PS: früher oder später kommt alles ans tageslicht
Saar mit PCB und Dioxin belastet
Umweltministerium warnt vor dem Verzehr von Fischen
Umwelt-Staatssekretär Borger
hat darauf aufmerksam gemacht,
dass die Saar stark mit
Dioxinen und PCB belastet ist,
stärker als der Rhein. Das geht
aus der Umweltprobenbank
der Bundes hervor.
Von SZ-Redakteur
Gerhard Franz
Saarbrücken. Die Fische in der
Saar sind relativ stark mit
hochchlorierten Stoffen wie
Dioxinen, Furanen oder poly-
chlorierten Biphenylen (PCB)
belastet. Dies ist das Ergebnis
einer Pressekonferenz, bei der
Umwelt-Staatssekretär Klaus
Borger (Grüne) gestern auf die
Problematik des Verzehrs von
Fischen aufmerksam machte.
Wegen dieser Erkenntnisse
sei kürzlich eine Verzehrswar-
nung herausgegeben worden;
zugleich habe man eine weitere
Untersuchung von Fischen auf
ihre Schadstoffbelastung hin
angeordnet. Dazu Borger: "Das
haben wir gemacht, weil uns
der Gesundheitsschutz am
Herzen liegt." Es sei auch da-
von auszugehen, dass nach der
Vorlage der Ergebnisse eine
Warnung vor dem Verzehr auf-
rechterhalten werde. Als Ver-
ursacher dieser Kontamination
mit den hochchlorierten Stof-
fen hat man den Bergbau im
Verdacht, weil seit den 60er
Jahren unter Tage große Men-
gen von PCB als Hydraulikflüs-
sigkeit und als Isoliermittel
Verwendung fanden.
Diese Vermutung werde
durch die Fundstellen der mit
PCB belasteten Fische gestützt.
Während oberhalb der Staustu-
fe Burbach, also im Raum Saar-
brücken und in der Saar Rich-
tung Saargemünd, die Kon-
zentration problematischer
Stoffe gering sei, liege sie bei
Fremersdorf mehr als doppelt
so hoch. Dies hatte vor zwei
Jahren eine Untersuchung von
Brassen in der Saar ergeben
(siehe Grafik). Dies bedeute,
dass PCB und Dioxine erst un-
terhalb von Saarbrücken in
stärkerem Maß in die Saar ge-
langen, so etwa durch die Ros-
sel oder andere Zuflüsse. Zu-
gleich werde immer noch aus
Kohlegruben Wasser abge-
pumpt, das in Bäche gelange.
Zu den Gefahren, die sich aus
dem Verzehr der chlorierten
Stoffe ergeben, schreibt das
Bundesamt für Risikobewer-
tung: "Dioxine und PCB sind
Umweltgifte, die vom Men-
schen hauptsächlich beim Ver-
zehr fetthaltiger tierischer Le-
bensmittel aufgenommen wer-
den. Wegen der langen Verweil-
zeit im Körper und ihrer toxi-
schen Eigenschaften sollte die
daraus resultierende Belastung
des Menschen mit diesen Stof-
fen so gering wie möglich sein.
Ein besonderer Eintragspfad
dieser Stoffe sind Flussfische,
die teilweise auf Grund der
Kontamination der Gewässer,
in denen diese Fische leben
und gefangen werden, hohe Ge-
halte an Dioxinen und PCB auf-
weisen." Verzehrempfehlun-
gen richten sich vor allem an
Angler und deren Familien. Bei
ihnen kann nicht ausgeschlos-
sen werden, dass sie Flussfi-
sche verzehren, deren Gehalt
an Dioxinen, Furanen und PCB
die Grenzwerte überschreiten.
Um der Kontamination mit
PCB und Dioxinen in der Saar
auf die Spur zu kommen, wird
regelmäßig das Fleisch von Dö-
beln und Brassen untersucht.
Während bei den letzten Pro-
ben von Saarfischen vor fünf
Jahren vor allem Döbel unter-
sucht wurden, die wegen ihres
geringen Fettgehalts kaum PCB
anreichern, untersucht man
nun auch Brassen. Sie werden
als deutlicherer Indikator für
PCB und Dioxin angesehen.
Unangenehme Wahrheit
Eines dürfte den Saarlän-
dern immer klarer wer-
den: Ihr Fluss, die Saar,
ist mit hoch chlorierten Giften
wie Dioxinen, Furanen und
PCB viel stärker belastet, als
man es vor ein paar Jahren
noch wahrhaben wollte. Da
konnte man den Eindruck ge-
winnen, als sei der Fisch aus
diesem Fluss eine natürlich-
saubere Köstlichkeit. Der frü-
here Umweltminister Mörs-
dorf verspeiste sogar werbe-
wirksam Saarfisch. Mit diesem
Trugschluss hat Umwelt-
Staatssekretär Klaus Borger
gestern aufgeräumt. Seit sei-
ner Pressekonferenz wissen
wir, dass diese Umweltgifte,
die sich über lange Zeit im
Körperfett anreichern, in der
Saar reichlich vorhanden sind,
deutlich stärker als im Rhein,
der viele problematische Ein-
leitungen zu verkraften hat.
Allerdings darf man die Nach-
richt über die PCB-Belastung
der Saar auch nicht überbe-
werten. Für Menschen ist das
Wasser der Saar ungefährlich.
Und keine Panik, es gibt An-
haltspunkte für den allmähli-
chen Rückgang der Stoffe.
PS: früher oder später kommt alles ans tageslicht