Auch wir würden uns wünschen, dass die Bergleute, die vernüftig sind, sich zu Wort melden, um ihre Kumpels zu mäßigen und zu friedlichem und respektvollem Miteinander aufzufordern.
Wir selbst sind ja, wie wir schon geschrieben haben, mit Bergleuten befreundet. Wir hatten bisher nie Berührungängste mit Bergleuten, haben uns im Gegenteil immer verständnisvoll auch für die Situation der Beschäftigten im Bergbau und der Zulieferbetriebe geäußert. Wir konnten die Angst vor Arbeitslosigkeit immer gut nachvollziehen und haben andererseits dafür geworben, dass sich auch die Bergleute und Zulieferfirmen zumindest ansatzweise in die Situation der Bergbaubetroffenen und Bergbaugeschädigten hineinversetzen.
Aber gestern empfanden auch wir die Stimmung im Haus für Kultur und Sport Hülzweiler sehr explosiv und hatten zum ersten Mal Angst vor Bergleuten, die pöbelten, Leute anrempelten und beschimpften! Wir waren wirklich fassungslos, dass es nicht (mehr) möglich ist, wie gesittete Menschen miteinander umzugehen. Wir fanden es auch sehr beschämend, dass bei einer Veranstaltung für die Bergbaubetroffenen (oder Bergbaugegner, wie die SZ schrieb) kaum Beiträge von Bergbaubetroffenen und damit kritische und nachdenkliche Stimmen zum Thema Bergbau zu hören waren.
Peter Lehnert war der einzige, der die Perspektive der Bergbaubetroffenen beschrieb und wurde praktisch durch grölende Bergleute am Reden gehindert!
Die Bergleute haben sich hier ein Armutszeugnis ausgestellt!
Und wenn die IGBCE die Situation so beschreibt, als hätten die Bergleute friedlich die TV-Diskussion verfolgt, während einzelne IGAB-Vertreter durch gezielte Provokationen die Stimmung anzuheizen versuchten, werden die Tatsachen völlig ins Gegenteil verkehrt! Natürlich sind wir Bergbaubetroffene, dennoch haben wir immer versucht, verständnisvoll zu sein. Wir haben gestern auch einen uns bekannten Bergmann begrüßt und mit ihm und seiner Frau gesprochen!
Wir suchen den Austausch, weil wir friedliebend sind und denken, dass wir alle Saarländer sind und auch noch nach der Kohlekrise miteinander leben und feiern wollen!!! Was haben wir davon, wenn wir uns bekriegen? Wir haben es schon an anderer Stelle geschrieben:
Wenn das "Pack" sich verschlägt, brauchen sich "die da oben" keine Gedanken zu machen und können weiter Fehler machen wie bisher!!!
Die Medien interessieren sich für Sensationen ... und da sind natürlich Schlagabtausch und Bedrohungen gefragt!
Wir wollen uns nicht instrumentalisieren lassen. Wir suchen den vernünftigen Dialog! Wir haben uns auch gestern mit Bergleuten, die gleichzeitig Bergbaubetroffene waren, unterhalten. Aber auch wir hatten gestern Angst vor den pöbelnden Bergleuten im hinteren Teil der Halle!!!
Und es traut sich fast niemand mehr, Stellung zu beziehen. Ein uns bekannter Polizist wurde um ein Interview über die Situation im Saal gebeten. Er verwies an seinen Chef! Dann mussten wir noch warten, bis der Großteil der Bergleute die Halle verlassen hatte, bevor wir aus dem Saal gehen konnten!
Auch die Medien sind wohl hin- und hergerissen ... sollen neutral berichten und werden dennoch von den Emotionen mitgerissen! Zudem kommen dann wohl auch unterschiedliche Meinungen der Chefredaktionen zum Thema Bergbau. Wir nehmen an, dass es auch hinter den Kulissen bei SR und SZ und anderen Medien zu zahlreichen Diskussionen um die Darstellung der Situation kommt!
Der gestrige Beitrag des SR war auf alle Fälle sehr einseitig, wobei wir frühere Berichte noch annähernd o.k. fanden, bis auf die Tatsache, dass die Bergbaubetroffenen immer wieder als "Bergbaugegner" bezeichnet wurden, was wir dem SR schon vor einigen Monaten schrieben.
Durch die Bezeichnung "Bergbaugegner" wird der Konflikt stetig verschärft!!!
Als wir den Raum dann im Pulk der IGAB verließen, mussten wir uns noch von einer älteren Hülzweilerin beschimpfen lassen, die uns allen zurief:
"Da müssen nicht die Auswärtigen kommen und für uns demonstrieren! Wir können das schon selber machen, wenn wir das wollen!"
Wir hätten uns früher immer Solidarität von anderen Gemeinden gewünscht!
Wir fühlten uns vom SR zu der Veranstaltung eingeladen, weil wir Bergbaubetroffene sind. Auch nach Einstellung des Abbaus in der Primsmulde sind wir betroffen, denn die Beben, die vom Flöz Grangeleisen ausgehen, waren immer auch in Saarwellingen zu spüren. Bereits 27 Stunden nach dem Wiederanfahren des Flözes Grangeleisen kam es zu einem leichteren Beben. Da wir inzwischen leidgeplagt sind, was Erdbeben betrifft, wissen wir, dass die Beben kommen werden und an Stärke zunehmen! Das macht uns Angst und wir schauen uns derzeit nach einer Mietwohnung - weit weg vom Abbaugebiet - um!
Für unser Haus, an dem unser Herz hängt, bekommen wir sowieso nicht mehr den angemessen Preis und ein Verkauf ist derzeit scheinbar unmöglich. So werden wir zukünftig das Haus abbezahlen und Miete zahlen müssen, haben also faktisch auch einen enormen Einkommensverlust! Der Kauf eines neuen Hauses ist uns natürlich finanziell nicht möglich. Alles Geld steckt in unserem Haus in Saarwellingen, das nun praktisch wertlos ist!
Gestern beruhigte mich noch ein Bergmann, dass es nicht mehr beben würde! Als ich heute die Nachrichten verfolgte, sah ich meine Angst wieder bestätigt.
Wenn man nachts nicht mehr schlafen kann, aus Angst vor Beben ... oder von Albträumen von Erdbeben geplagt ist, dann ist das wirklich eine schlimme Situation, der man nur mit Flucht aus dem Bebengebiet begegnen kann!
In Fürstenhausen sind auch zahlreiche Bürger, die es sich irgendwie leisten konnten, weggezogen. Ist es wirklich Ziel, die Bergbaubetroffenen zu vertreiben? Auch unsere Nachbarn würden am liebsten wegziehen, wenn nicht andere Schwierigkeiten wie Finanzen oder familiäre Einbindung, Verpflichtungen usw. sie davon abhalten würden!
Zu unserer Angst vor Erdbeben kam gestern noch die Angst vor Bergleuten hinzu!
Wir wissen, dass nicht alle Bergleute so sind, wir wünschten uns nur, diese würden sich auch zu Wort melden und dazu beitragen, dass die Situation nicht eskaliert! Wir vermissen auch die vermittelnden Beiträge des Bergmanns "Zwischen den Fronten"!
Liebe Bergleute, die Ihr im Forum mitlest, versucht doch, unsere Situation auch zu verstehen, lasst Euch nicht aufhetzen und versucht bitte mal, etwas umzudenken! Wir mussten uns hier schon so vieles gefallen lassen, treten zum Schluss sogar die Flucht an, damit Ihr weiter abbauen könnt ... da brauchen wir nicht noch Euren Hohn!
S. und W. Schäfer