Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

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WSchaefer
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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von WSchaefer » Mo, 31.03.2008 17:15

Die Entscheidung, im Flöz Grangeleisen weiter abzubauen, versetzt uns in Angst und Schrecken!
Am liebsten würden wir unser Haus verkaufen und wegziehen! Nur kauft es leider niemand mehr!
Wir stecken in einem Teufelskreis fest!
Weitere Erdbeben sind vorprogrammiert ... trotz aller schwammigen Auflagen.
Vor 30 Tagen sah die Welt noch anders aus, da schrieb Siefried Lambert: "Jede Krise birgt auch eine Chance!"
Der Bergbau hat diese Chance jetzt (nach zahlreichen Chancen zuvor!) wieder!
Wo bleibt eine faire Chance für uns?
Bis später in Bilsdorf!
S. und W. Schäfer



"01.03.2008
Mitarbeiter der Deutsche Steinkohle AG auf einer Personalversammlung zum Thema Zukunft. (Bild: AP) Erdbeben mit Folgen
Das Aus für die Steinkohle im Saarland
Von Siegfried Lambert
Das ist eine dramatische Situation für das Saarland. Der Bergbau kann so nicht mehr weitergehen, aber über 5000 Beschäftigte leben noch von diesem Bergbau. Das ist die blanke und schlimme Wahrheit, nach der sich jetzt alle richten müssen.

Die Zeit des Taktierens ist vorbei. In der saarländischen Gemeinde Saarwellingen sind durch das schwerste Erdbeben im deutschen Bergbau Menschenleben gefährdet worden. Nur durch großes Glück ist niemand von den herabfallenden Steinbrocken der Saarwellinger Kirche getroffen worden. 40 Kinder hatten kurze Zeit zuvor die Kirche verlassen. Wer jetzt noch mit Begriffen wie "zukunftsfähiger Sockelbergbau im Saarland" oder "produktivstes Bergwerk der DSK" schwadroniert, ist entweder ein menschenverachtender Zyniker oder hat nichts begriffen.

Das Gutachten, warum es zu diesem schweren Erdstoß gekommen ist, kann sich die RAG Deutsche Steinkohle schenken. Die Wahrheit ist: Das Bergwerk Saar war deshalb das produktivste, weil die Kohle dort in großer Geschwindigkeit, großer Höhe und Breite abgebaut werden konnte. Und genau das sind die Faktoren, die mit für die Erdstöße verantwortlich sind: Abbaugeschwindigkeit, Abbaubreite im Doppelstreb.

35 Mal schon hat in diesem Jahr in der südwestlichen Region des Saarlandes die Erde gebebt. Schluss damit, das Saarland braucht keine Bergbaugutachten und -experimente mehr, es braucht einen Plan, wie es aus diesem Dilemma herauskommt. Wie kann der Bergbau beendet werden, ohne dass Bergleute auf der Straße stehen, vier saarländische Kraftwerke keine Kohle mehr haben und Geschäfte, die vom Bergbau leben, Konkurs gehen?

Die Szenerie erinnert fatal an die Stahlkrise in den 80er Jahren. Auch damals verloren Tausende von saarländischen Stahlarbeitern ihren Arbeitsplatz. Und nur mit einer großen gemeinsamen Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften gelang es, über die Stahlstiftung und eine Beschäftigungsgesellschaft die soziale Katastrophe zu verhindern. Heute steht die saarländische Stahlindustrie glänzend da. Was damals als "Old Economy" abgetan wurde, entpuppte sich als Branche mit Potenzial und Zukunft.

Auf ein ähnliches Wunder hoffen auch diejenigen, die den steigenden Weltmarktpreis für Kohle beobachten und hoffen, dass die deutsche Kohle demnächst wettbewerbsfähig werden könnte. Gerade das Bergwerk Saar war die produktivste aller DSK-Zechen. Doch keine auch noch so kostengünstig geförderte Kohle rechtfertigt es, Menschenleben aufs Spiel zu setzen. Die Verantwortlichen der RAG werden deswegen die Stilllegung ihres lukrativsten Bergwerks akzeptieren müssen. Das verhagelt ihnen ihre betriebswirtschaftliche Planung, denn die Kohle, die an der Saar wegfällt, muss nun teurer an der Ruhr gefördert werden.

Keine guten Vorzeichen für das Jahr 2012. Dann soll noch einmal überprüft werden, ob deutsche Kohle vielleicht doch wettbewerbsfähig sein kann. Mit dem Ende des Bergwerks Saar wird diese Chance sinken. Sollte, wie zu erwarten, die DSK in einigen Wochen das Ende des Saarbergbaus offiziell verkünden, wird auch das Aus des deutschen Steinkohlebergbaus im Jahr 2018 wahrscheinlicher.

Die RAG-Geschäftsführung muss nun ihrer Verantwortung im Saarland gerecht werden. Es sind die Beschäftigten ihres Unternehmens, um die es jetzt geht. Die Folgen der Stilllegung auf die Politik abzuwälzen und die saarländischen Bergleute im Stich zu lassen, wäre schäbig. Die Krise ist nur zu überwinden, wenn alle Beteiligten anpacken: das Unternehmen, die Gewerkschaft IGBCE, das Land, die Wirtschaft, der Bund und auch die Europäische Union.

Der Bund ist gefordert, die bisherigen Absatzhilfen für die Kohleförderung in Stilllegungshilfen umzuwidmen. Wenn dann alle Möglichkeiten der Anpassungsgeldregelung und des vorgezogenen Ruhestands genutzt werden, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach um weitaus weniger bedrohte Arbeitsplätze gehen, als jetzt vor allem vonseiten der IGBCE prognostiziert wird.

2012, so wollten es der saarländische Ministerpräsident Peter Müller und seine Landesregierung, sollte sowieso Schluss sein mit dem Bergbau im Saarland. Jetzt muss alles viel schneller gehen. Aber vielleicht setzt dies ja auch besondere Kräfte frei. Viele Unternehmen im Saarland haben bereits ihre Solidarität bekundet und angekündigt, Beschäftigte übernehmen zu wollen. Jede Krise birgt auch eine Chance."


http://www.dradio.de/dlf/sendungen/them ... he/747550/

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WSchaefer
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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von WSchaefer » Mo, 31.03.2008 17:18

P.S.
Heute gab es übrigens wieder einen Kommentar von Siegried Lambert auf SR 3 "Region am Nachmittag", und Herr Pohmer wurde ebenfalls interviewt.

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WSchaefer
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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von WSchaefer » Mo, 31.03.2008 22:33

Saarkohlebergbau geht weiter
Der Bergbau im Saarland geht weiter. Die Landesregierung hat den Abbau im Flöz Grangeleisen unter bestimmten Auflagen genehmigt. Ãœber den Abbau in den Wahlschieder Flözen wurde aber noch nicht entschieden.

(31.03.2008) Die Bergleute im Saarland können ab dem 1. April wieder ins Bergwerk Saar einfahren und Kohle fördern. Die Landesregierung hat den Abbau im Flöz Grangeleisen unter bestimmten Auflagen genehmigt. Die Staatskanzlei teilte mit, Gutachten hätten ergeben, dass dort keine Gefahr für Leib und Leben der Menschen über Tage bestehe.

Audio und Video
sr-online.de
Der Bergbau im Saarland geht weiter [Christian Otterbach für SR 3, 31.03.2008, Länge: 3:39 Min]
SR-online.de
"Die Entscheidung der Landesregierung" [Aktueller Bericht am 31. März 2008; Länge: 3:19 Min.]
SR-online.de
"Reaktionen auf die Kohleentscheidung" [Aktueller Bericht am 31. März 2008; Länge: Min.]

SR-online.de
"Protest der Bergbaubetroffenen" [Aktueller Bericht am 31. März 2008; Länge: 1:22 Min.]

Allerdings dürfe in dem Flöz beispielsweise nicht weiter als im Vorgängerstreb abgebaut werden. Die RAG muss bergbaubedingte Gefahren, die an Gebäuden im Einwirkungsbereich des Flözes entstanden sind, beseitigen. Von erschütterungsempfindlichen Konstruktionen dürfe keine Gefahr ausgehen. Die Abbaugeschwindigkeit wurde zudem auf rund drei Meter pro Tag beschränkt.

Seit dem schweren Erdbeben am 23. Februar hatte der Bergbau im Saarland geruht. Für rund 3500 Bergleute wurde Kurzarbeit angemeldet. Nun kann für etwa ein Drittel von ihnen die Arbeit wieder anlaufen.

Unterschiedliche Reaktionen auf Abbaugenehmigung
Der SPD-Fraktionvorsitzende im saarländischen Landtag, Heiko Maas, begrüßte die Genehmigung zum Kohleabbau im Flöz Grangeleisen. Damit sei jedoch lediglich der erste Schritt getan. Auch die Genehmigungen für die Felder Wahlschied West und Ost müssten schnellstmöglich erteilt werden.

Die Linke Saar bewertet die Abbaugenehmigung im Flöz Grangeleisen als "politisch konsequent". Landeschef Linsler sagte, dadurch habe zumindest ein Drittel der Bergleute wieder Arbeit. Er verlangte von der Regierung Müller, auch die übrigen Abbauanträge der RAG zu genehmigen.

Die Grünen im saarländischen Landtag lehnen eine Reaktivierung von alten Kohle-Abbaufeldern ab. Fraktionschef Ulrich sagte, damit würden die Probleme an der Oberfläche nur um wenige Kilometer verlagert. Betroffene Orte würden durch einen Abbau großen Belastungen ausgesetzt.

Abbau im Flöz Grangeleisen war bereits genehmigt
Schon früher hatte die RAG Deutsche Steinkohle im Flöz Grangeleisen Kohle abgebaut. Die damalige Abbaugenehmigung lag noch immer gültig vor. Wegen der aktuellen Diskussion um die Gefahren des Bergbaus wollte das Unternehmen diese Genehmigung vor einem Wiederanfahren des Betriebs aber vorsorglich bestätigen lassen.

Fernseh-Tipp
Am Mittwoch zeigt das SR Fernsehen eine Sonder- sendung zu den aktuellen Entwicklungen der Kohle-Krise im Saarland, Titel: "Der Kampf um die Kohle - das Saarland ohne Bergbau?" [Sendetermin: 2. April 2008 um 20.15 Uhr]

SR-online.de
Informationen zur Sendung
Unklar ist noch, ob ein Abbau in den Wahlschieder Flözen genehmigt wird. Auch dort soll - als Ersatz für den eingestellten Abbau in der Primsmulde - der Kohleabbau wieder angefahren werden. Ein Streb im Flöz Wahlschied West, südlich von Reisbach, ist zwar schon im vergangenen Jahr von der RAG beantragt worden - die Genehmigung dafür wurde bisher aber noch nicht erteilt.

Für die Streben des Flözes Wahlschied Ost zwischen Reisbach und Heusweiler muss sogar noch das gesamte Genehmigungsverfahren durchlaufen werden. Das dauert mindestens ein Jahr, weil dazu noch verschiedene Anhörungen stattfinden müssen.

Die Flöze Wahlschied liegen unter den schon teilweise abgebauten Flözen Schwalbach. Beim Abbau war es dort immer wieder zu Erdstößen gekommen. Jetzt, so hoffen die Bergbauexperten, sei das Gebirge entspannt, so dass Erdbeben bei einem Abbau in diesen Flözen wahrscheinlich nicht zu befürchten seien.

(mis/dpa)



http://www.sr-online.de/nachrichten/740/756313.html

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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von WSchaefer » Di, 01.04.2008 5:56

Die Presseerklärung von RAG und Landesregierung im Wortlaut
Landesregierung und RAG haben am 31. März 2008 eine gemeinsame Presseerklärung zur Zukunft des Bergbaus im Saarland herausgegeben. Wir geben sie hier im Wortlaut wieder. Hervorhebungen hat die Redaktion eingefügt

"Nach dem Erschütterungsereignis vom 23.02.2008 hat sich die Situation des Steinkohlenbergbaus und seiner Kunden bzw. Zulieferer im Saarland wesentlich verändert. Auf der Basis der vorliegenden Gutachten kann bei einem weiteren Abbau im Flöz Schwalbach die Gefahr für Leib und Leben nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für den Abbau im Flöz Schwalbach in benachbarten Feldesteilen.

Deshalb hat die RAG den Abbau im Feldesteil Primsmulde endgültig aufgegeben. Das Bergwerk Saar ist damit auf Dauer nicht mehr zukunftsfähig. Die RAG verfolgt für das Bergwerk Saar ein zeitlich befristetes Konzept mit Kohleförderung in den Flözen Grangeleisen und Wahlschied mit reduzierter Förderkapazität.

RAG und das Saarland stimmen überein, dass Steinkohlenbergbau nicht zur Gefährdung von Leib und Leben Dritter führen darf. Sie stimmen weiterhin überein, dass die jetzt eingetretene Situation von allen Beteiligten besondere Anstrengungen verlangt, konstruktive Lösungsansätze, die die gebotene Sozialverträglichkeit gewährleisten, zu entwickeln.

Vor diesem Hintergrund streben RAG und das Saarland eine abschließende gemeinsame Verständigung zur Beendigung des Steinkohlenbergbaus an der Saar an. Diese Verständigung soll folgende Themen betreffen:

1. Beendigung des subventionierten Steinkohlenbergbaus an der Saar zum Jahr 2012.

2. Mitwirkung des Saarlandes an der Entwicklung von personalpolitischen Konzepten zur Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen.

3. Zusammenarbeit von RAG und Saarland in dem vom Land angeregten "Solidarpakt Bergbau Saar".

4. Prüfung von Möglichkeiten, die ESF-Mittel des Saarlandes in Höhe von rund 10 Millionen EURO in der Förderperiode 2007 bis 2013 zur Flankierung des Personalanpassungsprozesses an der Saar zu nutzen. Prüfung inwieweit weitere ESF-Mittel des Bundes eingesetzt werden können.

5. Ausgestaltung der Genehmigungsverfahren für den beabsichtigten Restabbau des Bergwerks Saar.

6. Eventuelle Fortsetzung der Steinkohlenförderung der Bergwerksgesellschaft Merchweiler mbH.

7. Betrieb des Standortes Hirschbach des Servicebereichs Technik und Logistik der RAG.

8. Angebot von Ausbildungsplätzen im Saarland bis 2012.

9. Verwertung von ehemaligen Bergbauflächen an der Saar.

10. Fortführung der "regionalen Kohlekonferenz" unter Beteiligung der Landesregierung, des Landesverbandes der Bergbaubetroffenen e.V., der IGBCE und der RAG.

Das Saarland und RAG streben an, vor der Aufsichtsratssitzung der RAG am 09. Juni 2008 zu einer Verständigung über die genannten Themen zu gelangen."

http://www.saarbruecker-zeitung.de/nach ... 99,2345175

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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von WSchaefer » Di, 01.04.2008 22:39

Meinung von Bernard Bernarding heute, 01.04.08, Seite A 4 in der SZ:

"Unter Tage geht es weiter
Für geordnetes Ende des Bergbaus ist jetzt Zeit gewonnen
Klarheit sieht anders aus. Nach wochenlangem Hickhack um das Ende oder die Fortführung des Kohle-Bergbaus an der Saar ist gestern eine Entscheidung gefallen – die alle möglichen Interpretationen offen lässt. Zähneknirschend hat die Landesregierung zwar grünes Licht für den Abbau im Flöz Grangeleisen gegeben, dies jedoch von Auflagen abhängig gemacht. Die Auflagen sollen nach Darstellung des Förder-Unternehmens RAG problemlos zu erfüllen sein.
Das hieße, der Kohleabbau im Saarland geht vorerst weiter. Doch zu welchem Preis? Der Kampf um den so emotionsbeladenen Bergbau hat mittlerweile ein Stadium erreicht, in dem sich die Hauptakteure nur noch vorsichtig und verklausuliert äußern. Die Landesregierung, die nach dem großen Beben vom 23. Februar schon das Ende des Bergbaus proklamiert hatte, musste aufgrund der Rechtslage, des Widerstandes der Bergleute und der Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Ersatz-Arbeitsplätzen zugestehen, dass eine radikale Lösung nicht durchsetzbar ist. Deshalb hat sie jetzt dem Abbau im Flöz Grangeleisen unter Bedingungen zugestimmt. Für die Bergleute, die Zuliefer-Industrie und die Kraftwerkswirtschaft ist dies ein gutes Signal. Für die Bergbau-Gegner stellt der Beschluss indes eine arge Enttäuschung dar, denn nun geht die Phase der Unsicherheit weiter. Zur Erinnerung: Auch über Grangeleisen hatte in der Vergangenheit mehrfach die Erde gebebt, wenn auch nicht so stark wie in der Primsmulde. Auch wenn die Entscheidung von den Bergbau-Betroffenen, von FDP und Grünen als falsch und fragwürdig empfunden wird, ist gleichwohl festzustellen:
Die Landesregierung hatte keine echte Alternative. Die Abbaugenehmigung für Grangeleisen bestand bereits, und die RAG pochte auf ihre Rechte. Ob
die verlangten Auflagen tatsächlich erfüllt werden und künftige Gefährdungen ausschließen, wird die Zukunft zeigen. Die eigentliche Bewährungsprobe
wartet allerdings bei der Genehmigung des Kohlefelds Wahlschied. Kommt es auch hier zum Abbau, wird es wohl bis zum Jahr 2012 Bergbau an der Saar geben – mitsamt den Protesten und Begleiterscheinungen. Es wird ein (teurer) Rumpfbergbau auf Bewährung sein, der bei der geringsten Kleinigkeit wieder in Frage steht.
Glücklich über diese zähe Entwicklung kann niemand sein. Doch die Kompromisslösung lässt den Bergleuten, der RAG und der Landesregierung wenigstens Zeit, den Ãœbergang sozialverträglich zu gestalten und sich an das Unvermeidbare zu gewöhnen: das endgültige Ende des saarländischen Bergbaus in spätestens vier Jahren."

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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von WSchaefer » Di, 01.04.2008 23:00

Heute gab es auf SR 3 ein Interview mit dem neuen Bergwerksdirektor Friedrich Breinig:

http://pcast.sr-online.de/feeds/region- ... g/feed.xml

Auf die Frage, wann die erste Einfahrt stattfinden soll, antwortete er:
"Ja gut, sie wissen, wir haben zusätzliche Auflagen zu nochmal zu erfüllen, um das dann auch anzugehen. Mein Wissensstand ist es, dass wir die Auflagen erfüllen werden.Wenn wir das O.k. bekommen von der Behörde unterstelle ich, dass wir morgen früh dann langsam anfahren!... Wir werden zunächst nur mal 0,8 m fahren und dann langsam steigern." Er geht davon aus, dass sie 3000 Tonnen pro Tag fördern können. Die Streckenvortriebe für Wahlschied sind derzeit in Vorbereitung.

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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von WSchaefer » Di, 01.04.2008 23:25

Aktueller Bericht von heute:
http://av.sr-online.de/index.php?a=9324

In der Sondersendung "Der Kampf um die Kohle - das Saarland ohne Bergbau?" am Mittwoch, 2. April, um 20.15 Uhr live im SR Fernsehen werden Fragen beantwortet. Interviewpartner sind:

Ministerpräsident Peter Müller (CDU)
Dr. Anne Otto vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
Ein Mitglied des Vorstandes der RAG Deutsche Steinkohle

Fragen zum Thema Bergbau kann man vorab an den SR senden:

http://www.sr-online.de/nachrichten/740 ... ?send=true


Meine Frage ist z.B.:
"Bereits seit letztem Jahr wurde im Flöz Grangeleisen Kohle abgebaut und neben den eher bekannten Beben ausgelöst durch den Kohleabbau in der Primsmulde, kam es immer wieder zu Erdbeben, die durch die Abbautätigkeit im Flöz Grangeleisen verursacht wurden. Beben können also nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden. Gibt es eine vereinbarte Grenze, bis zu welchen Magnituden und Schwinggeschwindigkeiten die Bergbaubetroffenen "Erschütterungen" hinnehmen müssen? Sind unter Umständen alle Beben, die schwächer sind, als das Megabeben vom 23.02.08 als Begleiterscheinungen des Bergbaus von den Menschen der Bergbauregion hinzunehmen?"
S. Schäfer

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catweazle
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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von catweazle » Mi, 02.04.2008 9:02

Hier könnt Ihr online Eure Fragen stellen:

http://www.sr-online.de/nachrichten/740/756460.html


Zusätzlich solltet ihr aber auch nach Hülzweiler kommen
"Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht." (Bertolt Brecht)
Bild

IGBCKEGJKOPRS
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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von IGBCKEGJKOPRS » Mi, 02.04.2008 16:53

Stellenabbau bei Bergbauzulieferer

Der Bergbauzulieferer Krummenauer in
Neunkirchen hat 13 Beschäftigten gekün-
digt. Außerdem werden Zeitverträge
nicht verlängert. Das hat das Unterneh-
men mitgeteilt.

Betroffen seien auch langjährige Mitar-
beiter. Krummenauer stellt u.a.Walzen
für den Steinkohlebergbau her. Wich-
tigster Kunde des Unternehmens war bis-
her das Bergwerk Saar.

Nach eigenen Angaben hat Krummenauer
seit Ende Februar keine Aufträge mehr
von der RAG erhalten. Damit sei ein
Drittel des Umsatzes weggebrochen. Das
Unternehmen hat rund 100 Mitarbeiter. :cry:

heimatlos
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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von heimatlos » Mi, 02.04.2008 17:56

Nach vielen Leserbriefen in der SZ aus St.Wendel und Neunkirchen, wollen diese Menschen weiter den Raubbau der RAG.
Vielleicht sollte die RAG dort nach Kohle suchen und Schäden verbreiten, dass auch diese Saarländer endlich wissen was ständige Erdbeben und Schäden bedeuten. :D

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ich
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Bundesregierung lässt Saar-Bergleute im Regen stehen

Beitrag von ich » Fr, 04.04.2008 15:04

http://www.berlinerumschau.com/index.ph ... tschaftSK1

Bundesregierung lässt Saar-Bergleute im Regen stehen

Geld zur sozialen Abfederung der Bergleute fließt in den Bundeshaushalt zurück

Die Bundesregierung wird keine finanziellen Mittel für die betroffenen Bergbau-Beschäftigten im Saarland zur Verfügung stellen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Gelder, die aufgrund eines vorzeitigen Bergbauendes im Saarland nicht abgerufen werden, fließen zurück in den Bundeshaushalt. Eine Änderung des Steinkohlefinanzierungsgesetzes zur sozialen Abfederung für die Saar-Bergleute ist nicht vorgesehen.

DIE LINKE fordert eine Umwidmung der Subventionsmittel. "Bundesfinanzminister Steinbrück füllt sich die Taschen und die Bergleute stehen im Regen" stellt Hans-Kurt Hill, saarländischer Bundestagsabgeordneter und energiepolitischer Sprecher der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, fest. Wer die Zechen zu mache, müsse sich auch um die Leute kümmern.

Werde der Saarbergbau vorzeitig zurückgefahren, solle der Bund frei werdende Mittel in einen Hilfsfonds geben. Ziel müsse es sein, den Bergleuten eine Lohngarantie zu geben und sie wo nötig auf andere, gleichwertige Arbeitplätze in der Saar-Wirtschaft zu vermitteln.

Auf die Bergbau-Beschäftigten kommen ohnehin schwierige Zeiten zu, zumal der Evonik-Börsengang abgesagt wurde. Mit der Platzierung der Nicht-Steinkohle-Bereiche der RAG AG an der Börse sollte neben den Bergbauschäden der sozialverträgliche Ausstieg aus der Steinkohle finanziert werden. Nach Angaben der Bundesregierung war hierfür ein Erlös von rund 6,9 Milliarden Euro vorgesehen. Aufgrund der Krise an den internationalen Finanzmärkten ist davon keine Rede mehr. Hill: "Die RAG-Stiftung hat auf absehbare Zeit keine Mittel, aber Bund und Landesregierung kann der Ausstieg aus dem Saarländischen Bergbau nicht schnell genug gehen. Das passt nicht zusammen." Auch wenn jetzt der Saar-Bergbau bei einem Viertel der bisherigen Abbaumenge weiterläuft, stehe ein Drittel der Beschäftigten auf der Straße.

Ein früherer Steinkohleausstieg im Saarland bedeutet voraussichtlich auch ein späteres Bergbauende im Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW). Die Bergbauplanung der RAG AG sah bisher vor, vier NRW-Gruben zwischen 2008 und 2012 zu schließen. Das Saarbergwerk sollte danach erst 2014 stillgelegt werden. Ein bergbaubedingtes Erdbeben am 23. Februar 2008 führte zu einem vorläufigen Abbaustopp im Saarland. In der Folge soll nach dem Willen der Landesregierung das endgültige Aus jetzt 2012 kommen und bis dahin deutlich weniger Steinkohle gefördert werden.

Aufgrund des vorzeitigen Endes des Steinkohleabbaus im Saarland muss die RAG die Bergbauplanung jetzt anpassen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung hervor. Um die Steinkohlesubventionen des Bundes in Anspruch zu nehmen, müssten mindestens die Bergwerke Walsum und Lippe in NRW länger betrieben werden. Deren Fördervolumen mit zusammen 2,5 Mio. Tonnen entspricht etwa der wegfallenden Menge im Saarland. "Das birgt jede Menge Zündstoff", so Hill.

Veröffentlicht: 4. April 2008
Mit freundlichem Hört Auf
Ich

http://www.zukunft-statt-kohle.de
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Diefflerin
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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von Diefflerin » Fr, 04.04.2008 19:20

WAZ: Ein Stück aus dem Tollhaus -
Kommentar von Thomas Wels Essen (ots)

Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus:
die Geheimsache Zechen-Stilllegung. Da muss tatsächlich erst ein
Abgeordneter der Linken kommen, damit öffentlich wird, was auch
Parlamentarier aus NRW gerne gewusst hätten, dort aber nicht wissen
durften, obschon hier Milliarden an Steuergeld in den Bergbau
geflossen sind.
Abgesehen von der offensichtlichen Ungleichbehandlung der
Abgeordneten - die Geheimniskrämerei an sich ist absurd. Die Kumpel
wollen es wissen, die Wirtschaftsförderer und Bürgermeister müssen es
wissen - wann sie mit welchen Folgen des Ausstiegsbeschlusses zu
rechnen haben. Die Sorge, die öffentliche Benennung von
Schließungsterminen bestimmter Zechen in NRW hebele die
Ãœberprüfungsklausel 2012 aus, ist rein taktischer Natur, hat nichts
mit der Wirklichkeit der Menschen zu tun. Schließlich kann auch ein
Stilllegungsplan vorläufig sein. Das Bundeswirtschaftsministerium hat
sich an die parlamentarischen Rechte der Volksvertreter erinnert. Es
bleibt zu hoffen, dass der Spuk ein Ende hat.

http://www.stock-world.de/nachrichten/a ... _Wels.html

Joerg
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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von Joerg » Sa, 05.04.2008 7:49

Hier noch nachfolgend ein bericht aus den VDI_Nachrichten!!!!!!!!!!!!


Kohlebergbau: Im Saarland stehen sich zwei Gruppen gegenüber
"Bergbau macht krank – macht endlich Schluss"

VDI nachrichten, Saarbrücken, 7. 3. 08, moc – Der Kohlebergbau an der Saar steht nach dem schweren Erdbeben auf der Kippe. Jetzt stehen zwei Interessengruppen gegeneinander: Die einen demonstrieren für ihr Heim, ihren Altersruhesitz, ihr Leben. Die anderen kämpfen um ihre Arbeit, ihre soziale Existenz. Noch ist offen, wer gewinnt.

Als Karl-Heinz Gorges aus dem Fenster seines Pfarrhauses sieht, zittert die Erde, Steine regnen herab. Aus über 40 m Höhe knallen sie vor das Portal und auf die gerade erst reparierte Treppe der St. Blasius-Kirche in Saarwellingen. Kalt läuft es ihm den Rücken runter: Nur zwei Stunden zuvor hatte Gorges 40 Kommunionskinder verabschiedet, die an einem Kinderbibeltag teilgenommen hatten. Pures Glück, dass sie jetzt nicht mehr vor dem Kirchenportal spielen. An jenem Samstag Ende Februar vibriert um 16.30 Uhr auch der Boden im nahen Supermarkt. Öl- und Bierflaschen fallen aus den Regalen, Kinder schreien auf.

Zur gleichen Zeit spielt der kleine Daniel zu Hause, die Oma ist zu Besuch. Da reißt der Boden im Esszimmer auf. "Ich dachte, die Erde geht kaputt", sagt der Junge. Seine Oma fängt an zu weinen vor Schreck.

Seit dem schwersten je gemessenen Bergbau-Beben Ende Februar ist im Saarland nichts mehr so wie es früher war. Wo einst Solidarität herrschte, stehen sich jetzt zwei Interessengruppen unversöhnlich gegenüber.

Auf der einen Seite Menschen, die über dem Abbaugebiet leben und seit Jahren über Bergbauschäden klagen. Sie fürchten um ihr Heim, ihren Altersruhesitz oder ganz einfach um ihr Leben.

Auf der anderen Seite die Bergleute, die das Saarland über Jahrzehnte geprägt haben und denen die Landesregierung einen sanften Ausstieg bis 2018 versprochen hat.

Seit dem Beben sind diese Versprechen hinfällig, es wurde ein unbefristeter Abbaustopp verfügt und 3600 Mitarbeiter der Essener Ruhrkohle AG sind freigestellt. Jetzt kämpfen sie um ihre Arbeit, ihre Existenz.

Doch ihre Gegner organisieren sich erfolgreich. Selten in der Geschichte des deutschen Steinkohlebergbaus sah man mehr Gegner des Steinkohlebergbaus auf den Straßen als von der Schließung betroffene Kumpel.

Anfang dieser Woche trugen 1500 Bergbaugegner von der Saar ihren Protest sogar bis nach Essen und demonstrierten vor dem Konzernsitz der RAG. Mit Protestplakaten und Trillerpfeifen machten sie ihrem Ärger Luft und verlangten eine schnelle Schadensregulierung. "Niemand interessiert sich für uns in Deutschland", moniert Peter Lehnert, der die vom Bergbau Geschädigten vertritt.

Härter noch formulierte es der Bürgermeister von Saarwellingen, der Stadt, die das Beben am härtesten traf: "Der Bergbau", so Patrick Lauer, "muss zu Ende gehen, denn Menschenleben gehen vor wirtschaftliche Interessen."

Es deutet einiges darauf hin, dass die Bergleute gegen diese Opposition einen schweren Stand haben werden.

Bei dem Erststoß im Abbaugebiet Pimsmulde Süd im Landkreis Saarlouis wird eine Stärke von 4,0 auf der Richterskala gemessen. Wände reißen ein, Stromkabel werden zerstört, der Strom fällt aus. Schornsteine stürzen von den Dächern, Lampen krachen vom Tisch auf den Fußboden.

Als das Beben vorbei ist, wird das Nauweiler Rathaus geräumt, jetzt arbeiten die Angestellten in Containern. Hunderte von Menschen werden mit Schocksymptomen behandelt.

Laut Landesverband der Bergbaubetroffenen Saar kommt es immer wieder zu schweren Beben, von denen bisher an die 150 000 Menschen betroffen sind. Schon seit Jahren fordert ihr Vorsitzender Peter Lehnert deshalb die Einstellung des Bergbaus. Er ist gefragt in diesen Tagen, sein Handy klingelt oft. "Sogar die SPD steht hinter uns", sagt Lehnert.

Das neue Beben hat dem Verein viel Zuspruch gebracht. Noch am Samstag fand spontan die erste Demonstration von rund tausend Saarwellingern statt. Am Sonntag dann waren es 6000, die protestierten. "Hier ruht unsere Altersversorgung", "Gott schütze unser Haus" oder "Bergbau macht krank – macht endlich Schluss" stand auf den Plakaten.

Denn die Menschen haben Angst.

Auf der anderen Seite, der der Bergleute, ist es wesentlich stiller. Niemand will dort wirklich das Leben seiner Mitmenschen gefährden. Aber es will auch niemand seinen Job verlieren.

Bergarbeiter wie Dieter Kröner, die seit zwanzig Jahren unter Tage arbeiten, können und wollen an ein Ende nicht glauben. Unweit der saarländischen Grenze, im lothringischen Petit Rosselle, ist ein Bergwerk geschlossen und als Besucherbergwerk umgebaut worden. Der Pütt als Museum – das will keiner von Kröners Kollegen.

Auch nicht Michael Fritz. Er hat vor einem Jahr ein Haus gekauft; seine Frau hat vor einem Monat Zwillinge geboren. Jetzt ist ihm nicht nach hört auf. Was soll werden?

Doch die Gewerkschaft warnt vor den Folgen des Verlusts von über 5000 Arbeitsplätzen in der Region. "Ein sofortiger Stopp wäre nicht nur schlimm für die Bergleute, er hätte auch verheerende Folgen für das Land", warnt Ulrich Freese von der Industriegewerkschaft Bergbau.

Die Gewerkschaft kritisiert, die Landesregierung habe kein Rezept, um Tausende von Bergleuten und Zulieferern vor der drohenden Arbeitslosigkeit zu bewahren. "Durch ihre verharmlosende Darstellung der Situation in der Debatte um die Steinkohleförderung an der Saar gefährdet die saarländische Landesregierung Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Zukunft des ganzen Landes", mahnt Gewerkschafter Dietmar Geuskens.

Auch die Kohlekraftwerke kämen nicht lange ohne Saarkohle aus. Die Vorräte reichen maximal für einen Zeitraum bis zu drei Monaten. "Wenn nicht innerhalb kurzer Zeit Kohle zu den saarländischen Bergwerken kommt, besteht die Gefahr, dass zusätzlich zu den anstehenden Problemen mehrere hundert Arbeitsplätze in der saarländischen Energiewirtschaft und den Kraftwerken gefährdet sind", sagt Ver.di-Bereichsleiter Michael Blug.

RAG-Vorstandschef Bernd Tönjes prüft derweil technische Verfahren, die Beben in Zukunft verhindern sollen. Ganz hat er die Hoffnung auf einen Neustart nicht aufgegeben. Immerhin förderte sein Konzern an der Saar bislang 3,7 Mio. t Steinkohle im Jahr und erwirtschaftete im Jahr 2006 einen Umsatz von 517 Mio. €.

Bis Mitte März soll deshalb entschieden werden, ob der Abbau wieder aufgenommen werden kann.

Doch Ministerpräsident Peter Müller (CDU) tritt bewusst auf die Bremse. Er setzt sich schon lange für ein Ende des Bergbaus ein und erklärte den aktuellen Stopp des Kohleabbaus für unbefristet.

Müller hat ganz andere Ziele. Er will aus seinem Land ein Land der Innovationen machen, ein Autoland mit Industrie. Autohersteller und ihre Zulieferer wie Bosch, INA, Michelin und ZF Getriebe beschäftigen schon heute rund 23 000 Mitarbeiter, die Stahlindustrie floriert ebenso wie die Keramikindustrie mit Villeroy & Boch.

Auch die Informatikindustrie an der Saar kann sich sehen lassen. Mit IDS Scheer in Saarbrücken und SAP in Sankt Ingbert verfügt sie über zwei starke Pfeiler, die das Land nach Kräften ausbaut.

Mehr als 200 Unternehmen sind in den vergangenen Jahren aus der Saar-Universität ausgegründet worden und haben 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das Deutsche Zentrum für künstliche Intelligenz, Max-Planck-Institute und Innovationscluster sind heute der Stolz der Wirtschaft. Kein Wunder, dass dazu keine Branchen passen, die es Steine regnen lassen. CORDELIA CHATON
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Joerg
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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von Joerg » Sa, 05.04.2008 7:51

Hier noch der Bericht vom 29.02.08 aus den VDi-Nachrichten!


Bergbau: Saarländisches Grubenbeben erreichte neue Spitzenwerte – Verschiedene Ansätze der Bergbauingenieure, um solche Erschütterungen zu vermeiden
Es kracht im Saarland

VDI nachrichten, Aachen, 29. 2. 08, swe – Grubenbeben sind die Schattenseiten des Kohleabbaus an der Saar. Immer wieder richten diese Schäden an Häusern und Infrastruktur an. Laut amtlichen Messungen ereigneten sich in diesem Jahr 35 Erdstöße im Saarland mit einer Stärke von mehr als 2,0. Doch mit Beben in dieser Stärke haben auch die Fachleute nicht gerechnet, wie Prof. Axel Preuße von der RWTH Aaachen erläutert.

Mehr als 30-mal bebte die Erde an der Saar bereits in diesem Jahr. Am vergangenen Samstag erlangten die vom Steinkohlebergbau ausgelösten Erschütterungen im Abbaugebiet Primsmulde Süd im Landkreis Saarlouis einen neuen Spitzenwert. Die für die Beurteilung der Folgen wichtige Schwinggeschwindigkeit erreichte diesmal 93,5 mm/s.

Von der neuen Intensität der Stöße wurden selbst die Experten überrascht. Gutachter klären derzeit, wie es zu diesem heftigen Stoß kommen konnte. "Vermutlich hängt es damit zusammen, dass es im Gebirge im Bereich der Grube Ensdorf bereits hohe Spannungen gibt, die durch den Bergbau als Auslöser freigesetzt werden", spekulierte der Ingenieur Axel Preuße, Leiter des Instituts für Markscheidewesen und Professor an der RWTH Aachen, gegenüber den VDI nachrichten.

Bei diesen durch den Bergbau ausgelösten Erschütterungen breche das Deckgebirge in die Hohlräume, in denen zuvor die Steinkohle lagerte. "Erschwerend kommt hinzu, dass es sich beim saarländischen Deckgebirge um Sandstein handelt. Dieser ist fest, kompakt und sehr spröde", so der Wissenschaftler weiter.

Die Materialeigenschaften des Sandsteins führten dazu, so Preuße, dass diese Schichten nicht sofort brechen, sondern die Spannung speichern und dann mit einem Schlag wieder frei geben. Dieser Bruchvorgang erzeuge elastische Wellen. Treffen diese auf die Erdoberfläche, komme es zu den beschriebenen Erschütterungen.

Ein probates Mittel zur Verminderung der Erschütterungsintensität ist das Verfüllen der Hohlräume durch Blasversatz. "Es ist allerdings nur bedingt möglich, die entstandenen Hohlräume mit entsprechend hartem Material zu verfüllen. Das eingebrachte Material könnte der Last des aufliegenden Deckgebirges nicht Stand halten und würde wie ein Schwamm zusammengedrückt. Es käme zu den gleichen Brüchen des spröden Sandsteins", gibt der Aachener Experte zu Bedenken. Dieses Verfahren wäre zudem sehr teuer, würde die Kosten der Kohlegewinnung spürbar erhöhen und werde daher im modernen Bergbau quasi nicht mehr eingesetzt.

Als weiterer Lösungsansatz sei im saarländischen Bergbau in der Vergangenheit auf das aus der Gasgewinnung stammende Hydro-Frac-Verfahren (Hydraulische Rissbildung) zurückgegriffen worden. Dabei werde die Deckschicht oberhalb der Flöze angebohrt und Wasser unter hohem Druck in die Bohrlöcher eingeleitet.

Ingenieure hätten außerdem die Möglichkeit, über dreidimensionale Messnetze (Ãœber- und Untertage) Ereignisherde zu detektieren. Diese Parameter fließen laut Prof. Preuße in das dynamische Modell für die Prognose der Gebirgs- und Bodenbewegung ein.

Auf der Grundlage dieser Berechnungen könne dann beispielsweise der Abbaufortschritt gedrosselt werden. So sei die Förderung im Abbaugebiet Primsmulde aufgrund solcher Betrachtungen bereits Anfang 2005 von fünf auf sieben Tage pro Woche vergleichmäßigt und die maximale Abbaugeschwindigkeit um 15 % von 5,2 m/d auf 4,4 m/d verringert worden.

Das Saarbrücker Bergamt habe zudem im November 2007 für den Kohleabbau in der Primsmulde Süd ein so genanntes Einzelstrebverfahren angeordnet. Demnach dürfe die Deutsche Steinkohle AG (DSK) nur noch in einem Streb Kohle abbauen. Im zweiten noch betriebenen Streb sei der Abbau künftig nur noch mit einer Geschwindigkeit von "nahe null" erlaubt.

"Dies ist sicher ein sinnvoller Versuch, die Intensität und die Häufigkeit der Erdbeben zu verringern", sagt Preuße. "Dadurch lässt sich die gesellschaftliche Akzeptanz für den Bergbau wieder verstärken." Ziel der Anordnung sei es, beide Strebe bis auf etwa 400 m auseinanderzufahren, damit aus dem bisherigen Doppelstrebverfahren ein Abbau in zwei einzelnen Streben wird. Erst wenn der von einem Gutachter berechnete Abstand erreicht sei, könne auch im zweiten Streb wieder Kohle abgebaut werden.

Der vorläufig stillzulegende Streb darf nach Angaben des Bergamts in der Zwischenzeit nur so weit bewegt werden, wie es zum Erhalt der technischen Anlagen erforderlich ist. Dies entspreche etwa einem Meter alle zwei bis drei Tage. Die normale Abbaugeschwindigkeit vor Ort liegt der Behörde zufolge bei drei bis vier Metern pro Tag.

Ob die schweren Erdstöße jetzt das endgültige Aus für den saarländischen Bergbau bedeuten, lässt Prof. Axel Preuße offen. "Allerdings", so der Wissenschaftler "befinden wir uns in einem empfindlichen Spannungsfeld, in dem die Akzeptanz, die Wirtschaftlichkeit und die Notwendigkeit des Bergbaus als heimische Energiequelle eine wichtige Rolle spielen. Einerseits sinkt die Akzeptanz der Kohleförderung – insbesondere im Saarland – rapide. Auf der anderen Seite wird vor allem in dem Ensdorfer Bergwerk Kohle besonders günstig abgebaut. Und das energiearme Deutschland benötigt diese Energiereserven dringend."

Was bleibt, ist die Frage, ob auch das Ruhrgebiet von ähnlich starken Erschütterungen heimgesucht werden kann wie das Saarland. Diesbezüglich gibt Prof. Preuße eindeutig Entwarnung: "An der Ruhr haben wir es vorwiegend mit tonhaltigen Gesteinsschichten zu tun. Diese brechen bereits kurz nach der Kohleförderung ein und sorgen so für einen kontinuierlichen Absackeffekt. Trotzdem auftretende Erschütterungen hatten dadurch bislang erheblich geringere Schwinggeschwindigkeiten zur Folge."

ROLF MÃœLLER-WONDORF

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Re: Nachrichten von SR-Online und Videotext / Presseberichte

Beitrag von Joerg » Sa, 05.04.2008 7:54

Hier noch ein kleiner Bericht aus den VDI Nachrichten vom 07.03.08

Warum es an Saar und Ruhr unterschiedlich laut kracht

2006 wurde der Kohlevorrat des einzigen noch aktiven Abbaubetriebes im saarländischen Revier, des Bergwerks Saar, auf rund 58 Mio. t Kraftwerkskohle geschätzt. Das Bergwerk Saar fördert rund 15 000 t Kohle pro Tag. 2007 betrug die Jahresförderung des Bergwerks Saar rund 3,7 Mio. t.

Ab 2018 soll der saarländische Bergbau definitiv ruhen. Das etwa 25 km mal 60 km große Saarrevier ermöglicht dank durchschnittlich 2 m dicken Flözen und automatisiertem Abbau die kostengünstige Versorgung saarländischer Kraftwerke mit Kohle über das Jahr 2012 hinaus.

Unmittelbar vor dem Beben erfolgte der Abbau im Feld Primsmulde-Süd in einer Tiefe zwischen 1400 m und 1500 m. Dort herrscht ein enormer Gebirgsdruck.

Dank den technischen Innovationen der letzten zehn Jahre konnte die Länge der Streben, in denen die Kohle abgebaut wird, bis auf über 400 m gesteigert werden.

Moderne Abbaugeräte wie Walzenschrämlader ermöglichen einen automatisierten Abbau in den vorwiegend horizontal verlaufenden Flözen. Dabei entstehen große Spannungen im Deckgebirge. Laut RAG ist das Deckgebirge über dem 3 m hohen Flöz in Primsmulde-Süd von besonders spröden Gesteinsschichten mit einem Sandsteinanteil bis zu 70 % geprägt.

Messungen ergaben, dass die sehr spröden und dicken Sandsteinbänke große Spannungen aushalten, bevor sie schlagartig brechen. Dabei werden in der Primsmulde bedeutendere Schwingungen freigesetzt, als in den wesentlich dünneren Sandsteinschichten des überlagernden Gebirges im Ruhrgebiet möglich sind.

Im Saarland stehen derart mächtige Sandsteinbänke vom tiefen bis zum oberflächennahen Bereich des Gebirges an, sodass deren Bruch stärker auf starre Konstruktionen wie Häuser wirkt. Im Ruhrgebiet dagegen sind die dünneren Sandsteinschichten nahe der Erdoberfläche von weicherem Gestein, sodass weit weniger starke kinetische Energie auf Bauten an der Erdoberfläche trifft.

Im Ruhrgebiet wird es daher aktuell Beben in einem Umfang wie im Saarland nicht geben. Im Bergbau geht man bei Beben allgemein von seismischen Ereignissen der Magnitude 1,4 (Richterskala) aus. Pascal Witry
Bergbauerdbeben-Gegner und Schachtdeckel-Fan

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