Text der Saarbrücker Zeitung von heute:
"RAG kündigt VSE Kohle-Lieferung auf
Keine RAG-Saarkohle mehr für Kraftwerksblock in Ensdorf
Das Kraftwerk Ensdorf ist jetzt verstärkt auf teure Importkohle angewiesen. Der Grund: Die RAG hat den Liefervertrag mit dem Kraftwerksbetreiber VSE
überraschend gekündigt. Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf
Ensdorf. Die RAG liefert der
VSE keine Saar-Kohle mehr für ihren Kraftwerksblock in Ensdorf. Der Kohle-Konzern hat den Vertrag mit dem saarländischen Kraftwerksbetreiber gekündigt. "Vor zwei Wochen haben wir das Kündigungsschreiben bekommen", sagte Kraftwerkschef Hans- Hermann Michaelis gestern Abend unserer Zeitung. Damit fehlten in Ensdorf rund 150 000 Tonnen Kohle im Jahr. Der Liefer-Stopp betreffe nur den VSE-eigenen Kraftwerksblock (120 Megawatt).
Für den von der VSE für RWE betriebenen Block (310 Megawatt) bekomme das Kraftwerk weiterhin Saar-Kohle. "Im Moment ersetzen wir die fehlenden Lieferungen durch Importkohle", sagte Michaelis. Dies koste die VSE ungefähr 20 Prozent mehr. Der Vertrag habe eigentlich eine Laufzeit bis Ende 2010 gehabt.
Die RAG habe sich bei ihrer Kündigung auf höhere Gewalt berufen. In der Folge des schwersten Grubenbebens in der Primsmulde Süd am 23. Februar war dort der Bergbau eingestellt worden. "Die RAG bedauert, dass es zu diesem Schritt kommen musste", sagte Karlheinz Pohmer, Leiter der Kommunikation Saar des Kohle-Konzerns.Die RAG habe von ihrem im Vertrag festgelegten außerordentlichen Kündigungsrecht Gebrauch gemacht. Denn das Bergwerk Saar könne nach dem Abbaustopp in der Primsmulde nicht mehr wie bisher vier Millionen Tonnen Kohle im Jahr an die hiesigen Kraftwerke liefern. Im Flöz Grangeleisen liegen nur noch zwischen einer und 1,5 Millionen Tonnen. Im Oktober oder November ist das Flöz erschöpft.Der geplante weitere Abbau in Wahlschied ist bislang nicht genehmigt. In dieser Situation müsse die RAG den Kunden, deren langfristige Lieferverträge nicht das Recht auf außerordentliche Kündigung enthielten, möglichst viel Kohle anbieten, sagte Pohmer. Dazu gehöre auch, Verträge mit anderen Kunden zu kündigen, soweit es juristisch möglich sei. "Andere Überlegungen haben keine Rolle gespielt." Damit weist er Spekulationen zurück, die RAG wolle die Kraftwerke des Schwesterkonzerns Evonik in Bexbach, Fenne und Weiher bevorzugen. Michaelis kündigte rechtliche Schritte gegen die Kündigung an und fügte enttäuscht hinzu: "Man hat eine 40-jährige gemeinsame Geschichte hinter sich, und dann, wenn´s hart auf hart kommt, gibt´s die Kündigung, das halte ich für nicht verständlich." Zumal es zunächst geheißen habe, dass die Lieferungen an die Saar- Kraftwerke "anteilig gekürzt würden". Die VSE hätte dann für ihren Block noch etwa 50 000 Tonnen bekommen. Wenn ab 2009, wie bislang geplant, auch die Grube Merchweiler keine Kohle mehr liefere und man den Block komplett auf Importkohle umstellen müsse, "wird der Betrieb aus wirtschaftlicher Sicht schwierig", schätzt Michaelis die Aussichten skeptisch ein. Bislang bezog das Kraftwerk aus der Grube Merchweiler rund
200 000 Tonnen Kohle im Jahr. "
Kraftwerkschef Hans-Hermann Michaelis wurde bei SR 3 interviewt (Region am Nachmittag, Podcast ist bis jetzt noch nicht eingestellt). Sehr interessant!
http://www.sr-online.de/sr3/432/