Hallo,
ich hatte da mal nachgefragt, dies ist die Antwort darauf!!
Sehr geehrte Frau ........,
Sie fragten an, warum es bei verschiedenen Agenturen zu unterschiedlichen Magnitudenangaben für das gleiche Erdbeben kommt. Ich vermute, dass Sie sich vor allem auf Ereignisse im Zusammenhang mit dem saarländischen Bergbau beziehen.
Grundsätzlich gilt, dass die Magnitudenbestimmung - wie alle physikalischen Messungen - mit unvermeidbaren Unsicherheiten einhergeht. Für den Landeserdbebendienst BW basiert diese Bestimmung auf eingehenden wissenschaftlichen Untersuchungen, die 2006 veröffentlicht wurden (Stange,
St.: ML determination for local and regional events using a sparse network in Southwestern Germany. Journal of Seismology, 2006, 10, 247-257; DOI 10.1007/ s10950-006-9010-6), in das "New Manual of Seismological Observatory Practice"
aufgenommen wurden, und von anderen Agenturen anerkannt werden. Die Unsicherheiten in der Magnitude werden bei uns in der Regel mit +-0,2 Einheiten auf der Richterskala angegeben.
Leider gibt es keine absolute internationale Norm für die Magnitudenbestimmung, so dass zu den o.a. Unsicherheiten noch Unterschiede im Verfahren hinzukommen. Zwischen dem LED (Baden-Württemberg) und dem LER
(Rheinland-Pfalz) bestehen so gut wie keine Unterschiede, während die Magnituden des SED (Schweizer Erdbebendienst) im Schnitt um 0,2 Einheiten kleiner ausfallen. Die Magnituden des EMSC sind dagegen im Schnitt
(mindestens) um 0,5 Einheiten größer (gegenüber dem SED dann sogar schon um 0,7). Diese Unterschiede sind bekannt, die einzelnen Agenturen halten aber meist aus Kontinuitätsgründen an ihren jeweiligen Vorgehensweisen fest.
Als vertrauenswürdigste Magnitude für das Saargebiet schlage ich persönlich die Angaben des LER Rheinland-Pfalz (
http://www.lgb-rlp.de) vor, nicht nur wegen der "Zuständigkeit", sondern vor allem wegen der Lage der Seismometerstationen, die hier am günstigsten ist. Der LED-BW kann Saarereignisse nur "aus der Ferne" mit einem sehr begrenzten Betrachtungswinkel messen.
Soviel zur Magnitude selbst. Ich muss Sie aber darauf hinweisen, dass die Magnitude kein geeignetes Maß für die Auswirkungen eines Erdbebens an der Erdoberfläche ist. Wie Sie vielleicht wissen, finden Erdbeben in mehreren Kilometern Tiefe statt (im Saargebiet ganz grob in 1km Tiefe), und die Magnitude misst lediglich die Energiefreisetzung in dieser Tiefe (auch Herdtiefe genannt). Was davon an der Oberfläche (also bei Ihnen zu Hause) ankommt, können wir aus 200km Entfernung überhaupt nicht feststellen. Hierzu gibt es Sensoren direkt vor Ort, die im Auftrag der DSK von der Firma DMT betrieben werden. Diese Sensoren messen die Bodengeschwindigkeit, die laut Immissionsschutzgesetz das Maß für die Einwirkung auf Menschen und Gebäude ist. Anhand dieser Werte (die auch veröffentlicht werden, im Internet unter:
http://www.deutsche-steinkohle.de/medie ... 763194.pdf ) können Sie eigentlich nur die "Stärke bei Ihnen" wirklich bemessen. Da der Zusammenhang zwischen diesen Werten und der Magnitude nur äußerst lose ist, empfehle ich Ihnen für Stärkevergleiche unbedingt diese "lokalen" Werte der Bodengeschwindigkeit.
Für Fragen speziell zum Saargebiet wenden Sie sich bitte immer an den Erdbebendienst beim Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (
http://www.lgb-rlp.de).
Steffi