Sachliche Diskussion mit IGBCE

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ich
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Sachliche Diskussion mit IGBCE

Beitrag von ich » So, 28.10.2007 15:04

Ich mache mal einen neuen Thread auf, um das ein wenig transparenter zu machen.
MarkBOB hat geschrieben:Bitte zur Klarstellung:
Ich bin nicht bei der DSK beschäftigt, sondern Gewerkschaftssekretär bei der IG BCE im Bezirk Saarbrücken.
Dies seit einigen Monaten, ich komme aus dem Ruhrgebiet und möchte hier mal klarstellen, dass die IG BCE niemanden
instrumentalisiert.
Jetzt muss ich doch mal ganz konkret werden. Wer erzählt denn den 400 DSK-Azubis und den hiesigen Kumpel, dass die Primsmulde Nord notwendig ist, um den Bergbau sozialverträglich abzurunden? Es gibt genügend Beispiele und Modelle, die man anwenden kann um sozialverträglich auszusteigen ohne weiteren Kohleabbau. In meinen Augen sind solche Aussagen die klarste Art der Instrumentalisierung, die ich mir vorstellen kann.

Die Franzosen haben das gemacht, die Telekom hat es gemacht, andere Großkonzerne machen es und das ohne milliardenschwere Subventionen. Es wäre problemlos möglich über geordneten Rückbau und eine Beschäftigungs- und Auffanggesellschaft eine sozialverträgliche Abfederung zu betreiben.

Wir haben doch schon andere Zechenschließungen miterlebt. Was ist passiert? Etliche Bergbaubeschäftigte von der Ruhr kamen hier runter und halfen mit uns Haus, Hof und Gesundheit zu beschädigen.


MarkBOB hat geschrieben:Wir haben schweren Herzens den Steinkohlekompromiss, der hier jedem in jedem Detail bekannt sein dürfte, abgeschlossen.
Der Kompromiss wurde abgeschlossen, ohne dass die Betroffenen auch nur gehört wurden. Dementsprechend unzufrieden sind wir auch. Es geht klar um die Definition der Mittelverwendung die fehlt. Warum werden die Milliarden für weitere Ewigkeitsschäden, für weiteren Kohleabbau verwendet, anstatt massiv in den Strukturwandel zu investieren?
MarkBOB hat geschrieben:Natürlich fordern wir von der DSK alles zu tun, was irgendwie möglich ist, um die Zahl und Intensität der Bergbau bedingten
Erschütterungen zu vermindern oder zu unterbinden. Und wer glaubt, die DSK interessiert das nicht, liegt da total daneben.
Wenn die DSK an den Betroffenen Menschen interessiert wäre, hätte sie den Abbau längst eingestellt. Was macht man aber seitens dieses Unternehmens. Man stellt den Dialog komplett ein, hat es noch nicht einmal notwendig sich bei den Menschen für die menschenunwürdigen Verhältnisse bei den Erdbeben zu entschuldigen.
MarkBOB hat geschrieben:Aber vor allem brauchen wir mehr Sachlichkeit in der Diskussion.
Um es einmal ganz kurz zusammenzufassen. Wir leben hier mittlerweile im 7. Jahr mit diesen Erdbeben, schon viel länger mit schlimmsten Schäden im ganzen Saarland, zuletzt in Fürstenhausen und Reisbach. Eine sachliche Diskussion kann erst erfolgen, wenn der Abbau eingestellt ist oder zumindest pausiert. Alles andere ist billige Hinhaltetaktik. Wieviele runde Tische, Dialoginitiativen und anderes Blahblah gab es denn schon? Genützt hat es stets nur der DSK, die einen Zeitgewinn hatte. Für die Betroffenen hat sich doch rein garnichts gebessert.
MarkBOB hat geschrieben:Die ist hier nicht immer gegeben,wer unseren Bezirksleiter als "Ruhrkanallie" und mit einigen anderen Kraftausdrücken belegt, der
sollte sich nicht ins Glashaus setzen.
Wer hat das denn gemacht? Unabhängig davon wiederhole ich mich gerne. Der Ton ist auf beiden Seiten recht rauh geworden. Das ist nicht schön, spiegelt aber die verzweifelte Situation seitens der Bergaubetroffenen recht gut wider. Ich kann es sehr gut verstehen, wenn mit jemandem verbal der Gaul durchgeht. Wir können alle froh sein, dass es bislang erst verbale Entgleisungen gab. Kein Mensch will, dass Zustände kommen, wie es die Bergbaubeschäftigten 1997 vorgemacht haben.
MarkBOB hat geschrieben:Die IGAB sollte zur Diskussion zurückkehren.
Hört mit dem Abbau und den Beben auf und wir diskutieren. Macht weiter wie im Moment und es gibt nichts über das wir reden können. Nochmal: Wir haben jetzt über Jahre runde Tische, Diskussionen und und und geführt. Geholfen hat es ausschließlich der DSK, welche weiter macht wie bisher.
MarkBOB hat geschrieben:Sozialverträglich ist das Gebot, niemand kann ernsthaft verlangen., sofort die Kohleförderung einzustellen.
Eine soziale Verträglichkeit, welche ausschließlich einer Bevölkerungsschicht zugute kommt und ganz im Gegenteil eine Mehrheit terrorisiert und schädigt kann niemals das Gebot sein. Abbaustopp, geordneter Rückbau, Beschäftigungs- und Auffangesellschaft und wir sind alle in einem Boot. Raubbau, Erdbeben, Sach- und Gesundheitsschäden und es geht weiter mit den Protesten. So einfach ist das.

An dieser Stelle hätte ich jetzt gerne eine ganz klare Auskunft zur gesundheitlichen Schädigung der Betroffenen. Ist das was in Reisbach passiert ist ok?

Reisbacherin meldet Sturz von Stufenleiter während Grubenbeben
Reisbach. Beim Sturz von einer Stufenleiter mit vier Tritten habe sie sich während der Erschütterung durch den Bergbau am Dienstag Prellungen an der Halswirbelsäule zugezogen, berichtete am Freitag eine Frau aus Reisbach der SZ. Sie habe eine Deckenlampe im Hausgang gereinigt, als um 16.18 Uhr der Boden wackelte und sie aus dem Gleichgewicht kam. Sie habe am Mittwoch den Hausarzt aufgesucht, den Unfall der Deutschen Steinkohle AG (DSK) gemeldet und müsse eine Halskrause tragen, so die 52-Jährige. Laut DSK hatte sich der Boden in Reisbach mit maximal 1,6 Millimetern pro Sekunde bewegt. "Uns ist der Unfall gemeldet worden und wir sind mit ihr bereits im Gespräch", sagte die DSK-Sprecherin Annette Weinmann auf SZ-Anfrage. kni
Ist es ok, dass die Menschen hier an der psychischen und physischen Belastung zerbrechen? Nicht ausbrechen können, weil die Altersvorsorge in Form des Eigenheimes nichts mehr wert ist und die DSK den merkantilen Minderwert nicht bezahlt?
MarkBOB hat geschrieben:Dies würde auch die Beben nicht unbedingt vermindern
Entschuldigung, aber das ist jetzt absoluter Quatsch. Natürlich werden die Beben nach einem Abbaustopp aufhören. Das Gebirge braucht zwar etwas, bis es sich wieder beruhigt hat, aber diese Zeit ist überschaubar. Problematisch wird es erst wieder, wenn man anfängt das Grubengebäude zu fluten. Ein Punkt, welcher bislang totgeschwiegen wird.

MarkBOB hat geschrieben:Die politisch gewollte Personalreduktion bei der DSK ist im vollen Gange, wenn die Primsmulde Nord, um die es aktuell geht, nicht genutzt wird, ist ein sozialverträglicher Ausstieg nicht möglich. Das würde weit vor 2012 ein Chaos bedeuten.
Jetzt ist es an der Zeit die Hosen endlich einmal runter zu lassen. Wir wollen diesbezüglich konkrete Zahlen!
Bis 2012 müssen noch 4 Bergwerke dichtgemacht werden. Warum soll das in anderen Bergwerken gehen, nur nicht hier im Saarland?
Aus der Zeitung war zu erfahren, dass die DSK derzeit rund 4900 Beschäftigte im Saarland hat. 400 davon sind Azubis. Bleiben noch 4500. Im Bergwerk Saar sind schätzungsweise noch 3000 beschäftigt.Wie ist die Mindestbesetzung? 2000? Das bedeutet man kann vor einer Schließung nicht mehr viele Plätze abbauen. Die Situation ist vergleichbar - unabhängig ob sofort oder 2014 der Schlußstrich gezogen wird. Hinzu kommt, dass etwa 400 Arbeitsplätze dauerhaft für die Wartung von Schächten, Stollen und Ewigkeitsschäden bleiben werden.

Mal davon abgesehen, dass die immer und ewig aufgeführten Folgearbeitsplätze auf dem Isoplangutachten beruhen. Der immer wieder zitierte Faktor von 0,68 hat sich mittlerweile deutlichst verringert. Die Zulieferer tun ihre Arbeit.
MarkBOB hat geschrieben:Es wäre an der Zeit, mal eine sachliche öffentliche Diskussionsrunde zu dem Thema insgesamt einzuläuten.
Bitteschön. Wir diskutieren und ich hoffe jetzt auf belastbare Antworten und Zahlen. Wenn sich die DSK schon in Schweigen hüllt, dann schafft es vielleicht die IGBCE endlich etwas Transparenz zu bringen.
MarkBOB hat geschrieben:"Schon wieder einer vom Bergbau" klingt da nicht sehr einladend, aber trotzdem danke für die Begrüßung, da sie ja offensichtlich nicht an mich gerichtet war.
Die Bemerkung war entnervt und vielleicht nicht korrekt, weil die Kritik an den Kohlefuzzis kam. Ich kann es nicht mehr hören, dass man uns Vorwürfe macht. Nochmal: Bislang ist von unserer Seite her alles friedlich ohne den kleinsten Zwischenfall verlaufen. Verbale Reaktionen gibt es auf beiden Seiten. Da wird sich nichts geschenkt und wir können wirklich froh sein, dass es nur verbale Reaktionen sind.
Mit freundlichem Hört Auf
Ich

http://www.zukunft-statt-kohle.de
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