Kohlesubventionen und Bergschäden haben Zukunft

So könnte man die Überschrift „Der Bergbau hat Zukunft“ in der Ruhrgebietszeitung WAZ vom 9. August 04 treffender formulieren. Diese stammt von Bernd Tönjes (48), der seit 3 Jahren Chef der Deutschen Steinkohle AG (DSK ) ist, welche vor einem halben Jahr 1 Million Euro ausgab für eine Werbekampagne mit dem Slogan ‚von heute an 400 Jahre’. Offenbar nicht voll ausgelastet kann sich Tönjes in seinem neuen Zusatzjob als Vorstandsmitglied des Mutter-Konzerns RAG noch ein ‚Zubrot’ verdienen. Das ist so ein Fall, wo Finanzminister Eichel die Ernsthaftigkeit seiner Forderung nach Offenlegung der Manager-Gehälter unter Beweis stellen könnte, wenn er sie auf das DSK-Unternehmen ausdehnte, das zu drei Viertel seines Umsatzes aus Steuergeldern subventioniert wird.

Am liebsten wäre der Kohle-Lobby eine Festschreibung des Steinkohle-Bergbaus – Und damit der Kohlesubventionen – über 2050 hinaus, wie es die Saar-SPD früher offen forderte. Aber selbst der Kohle-Kanzler Schröder versprach die ‚Kohlehilfen’ nur bis 2012. Damit missachtete er die Zeitgrenze 2010 der EU-Kommission genau so wie die von den Gutachtergremien der Wirtschaft eindeutig erklärte Schädlichkeit der seit Jahrzehnten gezahlten Staatsknete.

Kürzlich schwärmte – anlässlich des Durchbruchs des seit 7 Jahren vorangetriebenen Transportstollens für ein gerade genehmigtes neues Abbaufeld – der DSK-Vertreter Plitzko im Saarländischen Rundfunk von einer „langfristigen Ausbeutung bis über 2020“! In ohnmächtiger Wut demonstrierten vor kurzem wieder Hunderte von Bergbaubetroffenen in diesem ‚Zukunftsfeld’ gegen die Schädigung ihrer Häuser und ihrer Gesundheit. Sie fühlen sich von der regierenden CDU im Stich gelassen, weil Ministerpräsident Peter Müller nicht bereit ist, für seinen „Auslaufbergbau“ ein Schlußdatum zu nennen. Vielleicht hat er seine Fraktion doch nicht im Griff, denn seine Freunde Schacht und Meiser fallen ihm in den Rücken: Sie sind absolut für die Kohle und mit der Saar-SPD einig, den Bergbau aus dem Landtagswahlkampf herauszuhalten. Wer weiß, ob nicht das Bergwerk Ensdorf schon längst die in einem Leistungsversuch erreichte Tagesnettoförderung von 23 500 Tonnen Kohle zum Normal-Standard der Gewinnung gemacht hätte, wenn da nicht in der Vergangenheit beim Bruch-Abbau Hunderte von schweren ‚Erdbeben’ zigtausenden von Menschen in der Region Angst und Schrecken eingejagt hätten.

Ein emotionaler Schock bedroht die Bergbau-Gefährdeten eben mehr als die rationale Einsicht, dass nur die Weiterzahlung der Kohlesubventionen die Zeit ihrer Leiden verlängert. Schon in den ersten Wochen des angelaufenen Abbaus unter Reisbach und Lebach lassen erneute ‚Erdbeben’ ahnen, was auf die Bewohner zukommt.

Peter Haberer, Lebach/Saar