Die Wertschöpfung bewegt sich gegen Null

Offener Brief an Reinhold Jost, SPD

Herr Jost.

Nach einem Artikel in der SZ vom 19.01.2005 sind Sie der Meinung, die Grube Ensdorf sei ein vorbildliches Beispiel in punkto Wertschöpfung. Gerade Sie als Finanzfachwirt sollten doch wissen, was Wertschöpfung ist. Zur Erinnerung:

„Wertschöpfung ist das Nettoergebnis der Produktionstätigkeiten (Bruttoproduktionswerte minus Vorleistungen minus Abschreibungen) oder die Summe der durch den Produktionsprozess entstandenen Einkommen einer Volkswirtschaft.“

Die Wertschöpfung der deutschen Steinkohle bewegt sich gegen Null. Sie können noch so laut, wie viele Ihrer Kollegen, für die Kohle trommeln. Es gibt kein ernsthaftes Argument für die Erhaltung des Steinkohle-Bergbaus in Deutschland. Schon seit 50 Jahren ist eine Kohlenförderung nur möglich, weil sie mit Horror-Summen von Subventionen (Steuergeldern) vom Staat begleitet werden.

Schon 1955 wurden Kohlen auf Halde gefahren und Bergmannsruhetage eingeführt. Nichts von dem konnte und kann den Niedergang der deutschen Steinkohle verhindern. Auch nicht die 17 Milliarden Euro die „Basta-Kanzler“ Schröder auf dem Steinkohletag in Essen 2002 den Bergleuten regelrecht hinterher geworfen hat.

Aber wir haben in Deutschland ja keine anderen Sorgen, als die Kohle künstlich am Leben zu erhalten. Von der SPD habe ich nichts anderes erwartet. Hier ist die Wirtschafts- und Finanzpolitik mit Fehlanzeige zu umschreiben. Es ist geradezu erschreckend um nicht zu sagen erbärmlich, mit welcher Kaltschnäuzigkeit Sie diesen Artikel in der SZ gebracht haben.

Kein Wort von den Sorgen und Ängsten, der vom Bergbau geschundenen Bürger. Es ist eigentlich schade, dass solche Leute noch als Volksvertreter in den Landtag gewählt werden. Ein wenig mehr Fingerspitzengefühl hätte ich schon erwartet. Was mich insbesondere schon lange nachdenklich und wütend zugleich macht, sind die offensichtlichen Verbandelungen zwischen Energiekonzernen und Politikern.

Wie zu erfahren ist, hat der heutige RAG-Chef Werner Müller zur Zeit als Wirtschaftsminister in den Monaten Januar 2002 bis Oktober 2002 Rente von Eon bezogen. Aber vielleicht waren es ja nur 1 Cent, damit er wenigstens krankenversichert war. Die neuerlichen Attacken dieses Mannes gegen die saarländische Landesregierung in Form von Subventionen für den Bergbau sind an Frechheit und Arroganz nicht mehr zu überbieten.

Es ist höchste Zeit, dass die Regierenden im Saarland den Mut aufbringen und zeigen, wer der Herr im Hause Saarland ist. Es ist nicht RAG-Chef Müller, es ist nicht die IGBCE mit ihren Bergleuten, es sind nicht die Aufsichtsratsmitglieder der DSK. Es ist die vom saarländischen Bürger gewählte Landesregierung.

Es gibt im Saarland einen schönen Spruch, der lautet: „Mir wisse wat mir wolle“: Keinen Bergbau unter Wohngebieten. Wir Bergbaubetroffenen wollen den Bergbau unter unseren Häusern nicht, lieben – wie von oben gewünscht – tun wir ihn schon gar nicht. Es ist doch nicht Weihnachten, vor allen Dingen ist kein Wunschkonzert. Wer den Bergbau vielleicht noch will, sind diejenigen, welche „weit vom Schuss“, deshalb schreiben sie auch viel Stuss…

Franz-Josef Eckle