Zerstörerischer Bergbau-Horror an Prims und Theel

Nüchterner Rückblick auf die Ereignisse von 2005-2009

Nalbach/Körprich/Lebach (ld). In den letzten fünf Jahren versanken die Grundrechte von Bergbaubetroffenen im Saarland regelrecht in Schutt und Asche. Landes- und Bundesregierung tolerieren nach wie vor die Zerstörung von Eigentum und Gesundheit mehrerer Zehntausend Menschen im Saarland und dies mit staatlichen Steuergeldern.

Seit Jahren schaut die in Regierungsverantwortung stehende Politik zu wie ein Steinkohlekonzern infolge seiner immer hektischer und großflächiger werdenden Abbaumethoden breite Bevölkerungsschichten mit immer stärker werdenden Erdbeben sowie Oberflächenabsenkungen regelrecht terrorisiert. Heute im Jahr 2009 ist nun auch der „Exodus“ für das Saarland eingetreten. Noch vor den anstehenden Landtagswahlen im Herbst 2009 hat Ministerpräsident Peter Müller (CDU) bekannt gegeben, dem Drängen der Bundesregierung aus wirtschaftlichen Gründen nachzugeben und die Selbstständigkeit des Saarlandes als eigenes Bundesland aufzugeben.

Ministerpräsident des neuen Bundeslandes Rheinland-Pfalz-Saarland wird Kurt Beck (SPD). Müller wird dem Ruf von Bundeskanzlerin Angelika Merkel (CDU) nach Berlin folgen, um dort das Amt des Bundeswirtschaftsministers zu übernehmen. Jedoch der Kohleabbau und dessen nach wie vor verheerenden Auswirkungen für die gebeutelten Menschen im Saarland geht trotz erfolgten Regierungswechsels weiter.

“Weil für die Zahlung der Subventionen nunmehr die EG in Brüssel zuständig ist, können wir die Situation bedauerlicherweise nicht ändern“, erläuterte der ehemalige saarländische Landesvater und angehende Bundeswirtschaftsminister auf Anfrage der IGAB Saar. Er werde jedoch – so Müller – als neues Aufsichtsratsmitglied der DSK alles versuchen, um auf die Abbaumethoden des Bergwerkes Saar Einfluss zu nehmen….

Bereits im Jahr 2005 hatten sich die Konfrontationen zwischen der DSK und Bergbaugegnern im Saarland dramatisch zugespitzt. Jede Woche bis zu zwei Erdbeben der Stärke 3,5 mussten die Menschen im Raum Reisbach, Lebach, Nalbach, Körprich und Bilsdorf hinnehmen. Trotz vehementer Proteste betroffener Bürger und der IGAB-Saar beschleunigte der Kohlekonzern den Abbau im Bereich Reisbach und der Primsmulde noch mehr, so dass die Stärke der Erdbeben drastisch zunahm.

Im Frühjahr 2006 stürzte in der Körpricher Waldstraße infolge des mit 4,5 auf der Richterskala registrierten bisher stärksten Erdbeben, das durch den Kohleabbau versursacht worden ist, ein komplettes Wohnhaus ein und begrub eine vierköpfige Familie unter sich. Die DSK bedauerte diesen Vorfall, verwies jedoch auf seit Jahrzehnten bekannte Umstände im Körpricher Hangrutschgebiet sowie angebliche Baumängel an dem betroffenen Haus. Im Sommer 2006 knickte die Turmspitze der 80 Jahre alten Körpricher Michaelskirche ab als die Erde im Bereich des unteren Primstales erneut kräftig bebte und das gesamte Gotteshaus zum Wackeln brachte. Zwei Kirchgänger wurden von herabstürzenden Trümmern am Kopf schwer verletzt. Inzwischen hat sich gar Papst Benedikt in Rom als Vermittler zwischen Bergbaugegnern und der DSK angeboten.

Im Frühjahr 2007 geriet die Bilsdorfer Leichenhalle infolge des mittlerweile auch in der Primsmulde vorangetriebenen Kohleabbaues in erhebliche Schräglage und musste abgerissen werden. Verstorbene des kleinen Primstalortes müssen nunmehr bis zu Ihrer Beisetzung wieder wie im vorigen Jahrhundert in Wohnhäusern aufgebahrt werden.
Im Sommer 2007 gerät auch die auf Initiative des Nalbacher Bürgermeister Patrick Lauer (SPD) neu gebaute Primsschule am ehemaligen Standort des Nalbacher Fußballplatzes in Schräglage. Lauer, den es in die Landespolitik als Nachfolger des erfolglosen Parteigenossen Heiko Maas gezogen hat, versicherte, sein Nachfolger im Nalbacher Rathaus werde sich um die Sanierung der neuen Schule kümmern.

Mitte 2008 kam es dann zum GAU in Nalbach und Körprich. Entgegen der ursprünglichen Planungen hatte die DSK den Abbau auch in der Primsmulde Nord drastisch beschleunigt. Das komplette Primstal zwischen der Nalbacher Brücke und der Theelmündung bei Primsweiler sackte infolge des Schnellabbaues der DSK um bis zu vier Metern ab. Die Bewohner der Dillinger-, Hüttersdorfer-, Brücken sowie Enzenbach- und Wiesenstraße können ihre Häuser nur noch per Schlauchboot erreichen. Die Körpricher Landbrauerei hat seither einen eigenen Bootsanlegsteg mit direktem Zugang zum eigenen Biergarten eingerichtet. Am Wochenende ist der Bootsverkehr infolge der Neugier zahlreicher Touristen auf dem künstlichen Primstalsee zeitweise derart stark, dass die Dillinger Wasserschutzpolizei immer wieder verkehrsregulierend eingreifen muss.

Derweil versucht die DSK im Bereich der Nalbacher Brücke mit riesigen Pumpen den Wasserspiegel der Prims in deren Tal wieder abzusenken, was jedoch nur eingeschränkt gelingt. Nunmehr beabsichtigt die DSK das Bett der Prims bis nach Dillingen um mehrere Meter tieferzulegen. Strittig ist noch, ob es dann nicht zu neuen Überschwemmungen im Bereich der FORD Werke Saarlouis und der Dillinger Hütte kommen wird.

Angesichts derartig trüber Zukunftsaussichten haben sich viele Familien an Prims und Theel total frustriert entschlossen, wegzuziehen und dies trotz ungerechter finanzieller Entschädigung durch die DSK. Die Einwohnerzahl der Gemeinde Nalbach ist von 9900 im Jahr 2005 auf inzwischen etwa 7000 zurückgegangen. Mehr als 350 private Häuser in der Primstalgemeinde stehen inzwischen leer bzw sind unbewohnt. Mittlerweile ist das einst blühende Vereinsleben in Bilsdorf, Körprich, Piesbach und Nalbach fast ausgestorben. Der Kohleabbau jedoch unter diesen Orten geht weiter, ohne Rücksicht auf Verluste. Jedenfalls solange die Subventionen aus Brüssel noch fließen….