„Theater“ am Ring

„Theater“ am Ring

Treffender könnte man die Veranstaltung wohl kaum bezeichnen, die SR3 und SZ unter dem klangvollen Namen „Podiumsdiskussion“ am Mittwoch, den 25.05.2005 in Saarlouis veranstalteten.

Diskutiert sollte also werden. Warum nicht mal nach Saarlouis fahren und sich anhören, was die Herren zu sagen haben? Doch bot sich dem aufmerksamen Zuschauer schon beim Eintreffen das folgende Bild:

Wieder einmal hatte die DSK keine Mühen gescheut, möglichst viele ihre Mitarbeiter zu mobilisieren, und so fand sich bereits frühzeitig eine medienwirksam mit Fahnen und DSK-Shirts ausgestattete Masse auf dem Vorplatz des Theaters ein, um den Bergbaubetroffenen einen gebührenden Empfang zu bereiten.

Und wieder einmal waren leider viel zu viele Betroffene, aus welchen Gründen auch immer, zu Hause geblieben, anstatt ihre Mitstreiter durch ihre Anwesenheit zu unterstützen. Dass dies bei der DSK zur Infragestellung des Ausmaßes bergbaubedingter Schäden und somit auch der Glaubwürdigkeit der Betroffenen führt, ist nicht verwunderlich und sollte zum Nachdenken anregen.

Bleibt zu erwähnen, dass sich durchaus auch einige interessierte und zum Dialog bereite Befürworter des Bergbaus eingefunden hatten, die jedoch leider in der großen Masse von DSK-Mitläufern untergingen. Und so konnten diese Wenigen leider auch nicht verhindern, dass die Bergbaubetroffenen schon beim Betreten des Gebäudes ein Pfeifkonzert über sich ergehen lassen mussten.

Zur Diskussion angetreten waren Patrik Lauer, Bürgermeister von Nalbach, Manfred Jost, vom Landesverband der Bergbaubetroffenen, Gerhard Bronder, Direktor des Bergwerks Saar, sowie Michael Riedel, Landesvorsitzender der IGBCE. Hans-Alois Schmitt, der Leiter des Bergamts sah sich leider sehr kurzfristig, und ohne Angabe von Gründen nicht in der Lage, die Veranstaltung durch seine Teilnahme zu bereichern.

Das Verhalten der Verantwortlichen von DSK und IGBCE folgte dem bekannten Muster.

Zum einen Gerhard Bronder, geradezu gleichgültig verkündend, dass ein erschütterungsfreier Bergbau nicht möglich sei und auch zukünftig Erschütterungen mit Schwinggeschwindigkeiten bis zu 10mm/s von der Bevölkerung hinzunehmen seien.

Zum anderen ein völlig überforderter, jegliche Argumentationsfähigkeit vermissen lassender Michael Riedel, der sich jedoch – und dies sei ihm gegönnt – ganz ausgezeichnet darauf verstand, mit auf seine Anhängerschaft zugeschnittenen Parolen, diese zu spontanen Beifallsbekundungen zu bewegen.

Auch im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden die Herren wurden von Manfred Jost, insbesondere aber von Patrik Lauer, der mit großer Fairness und der gebotenen Objektivität an das sensible Thema heranging, mit schlagkräftigen Argumenten und klaren Fakten konfrontiert, denen sie erwartungsgemäß außer auswendig gelernten und sauber vorformulierten Standardsätzen nichts entgegenzusetzen hatten. Bedauernswerterweise gingen die argumentativ weit überlegenen Beiträge der Betroffenenseite nur allzu oft unter den ohrenbetäubenden Unmutsbekundungen der Bergleute unter, die durch die Moderatoren mehrfach zur Mäßigung ermahnt werden mussten.

An dieser Stelle drängt sich auch die Frage auf: Was verspricht sich die DSK von einer Diskussion, bei der sich aus ihren Reihen seitens des Publikums Menschen in den Vordergrund – sprich ans Mikrofon drängen, die anstatt zur Klärung offener Fragen beizutragen, lediglich ein vom Saal in geübtem Chor zurückhallendes „Glück auf, Kameraden!“ ins Mikro plärren?

Die Antwort liegt auf der Hand. So ist es doch für die Herren Bronder und Riedel wesentlich einfacher, sich mit Freundschaftsbekundungen zwischen „Management und Arbeiterschaft“ die Zustimmung derer zu sichern, die sich von dieser plumpen Art der Propaganda blenden lassen, als sich mit denjenigen aus den eigenen Reihen auseinander zu setzen, die konstruktive Kritik üben, und die Änderungsbedürftigkeit der derzeitigen Situation erkannt haben. Wäre das Verhältnis zwischen Management und Arbeiterschaft auch nur halb so gut, wie Herr Bronder seine Kumpel glauben machen will, dann sollte man in der DSK auch so ehrlich sein, die Beschäftigten auf den unausweichlich bevorstehenden Strukturwandel vorzubereiten anstatt sie ungebremst ins offene Messer laufen zu lassen und in großem Umfang junge Leute auszubilden, nur um später in der Statistik massenweise erhaltenswerte Ausbildungs- und Arbeitsplätze vorweisen zu können.

Erfreulicherweise waren aber unter den Befürwortern des Bergbaus auch solche angereist, die zum Dialog bereit und in der Lage waren. Man zeigte Verständnis für die Probleme der Betroffenen und sprach sich nicht zuletzt auch im Interesse einer größere Akzeptanz des saarländischen Bergbaus für eine angemessene und faire Regulierung der Schäden aus.

Das wahre Problem wird jedoch auf der Befürworterseite leider größtenteils verkannt. Beschäftigte und Bergbaugegner sind gleichermaßen „Betroffene“ der rücksichtslosen Unternehmenspolitik der DSK, die das Herdenverhalten einer Vielzahl von unüberlegten Mitläufern in ihren Reihen so schamlos zu ihren Gunsten ausnutzt und damit einen Dialog nahezu unmöglich macht.

Anm.: Der Beitrag wurde anonym mit der Bitte zur Veröffentlichung übersandt