DSK macht was sie will

Bergbau-Aufsicht und Gutachten sind überflüssig

Nach umfangreichen Reparatur- bzw. Seil-Erneuerungsarbeiten mit Stillständen gab es in der letzten Zeit nur scheinbar weniger Erdbeben. In Wirklichkeit gibt es immer wieder leichtere Beben, die z.T auch in der IGAB-Liste nicht verzeichnet sind.

Bei www.deutsche-steinkohle.de findet man unter ‚Betriebe‘, dann ‚Saar‘, dann ‚Erschütterungswerte ab 01.01.2006‘ folgende Einträge: z.B. für Falscheid mit Datum – Uhrzeit – max.Schwingung mm/s – Beschleunigung mm/s² – Frequenz (Hz)

25.01.- 20.44 – 1,35 – 60,72 – 5,9
30.01.- 11.52 – 1,20- 67,08 – 5,6
31.01.- 21.18 – 1,20- 49,61 – 4,9

Beim französischen Nationalen Erdbebendienst in Strassburg gibt es für den 31.01.-(Ortszeit 15.52) ein Beben von Magnitude 2,2 Richterskala, das – wie immer – lokalisiert ist bei der frz.Stadt Merlebach Nord mit den geografischen Koordinaten nördl-Breitengrad 40.37° bzw.östl-Längengrad 6.87, was bekanntlich für die saarländische Bergbau-Region zutrifft.

Über die Schädlichkeit der „Erderschütterungen“ , bei denen es sich keineswegs nach der irrigen Meinung des inzwischen pensionierten Leiters des Oberbergamtes Boettcher „nur um Gläserklirren“ handelt, kann man sich im Gutachten des Bergbauwissenschaftlers Prof. Sroka informieren.

Daraus ergibt sich unzweifelhaft, dass es bei einer grösseren Zahl saarländischen Bergbau-Beben wegen der erreichten Spitzenwerte „schädliche Auswirkungen auf die Gebäude und die in ihnen lebenden Menschen“ gegeben hat. Dabei seien für die zerstörerische Wirkung nicht die erreichten Maximalwerte der Schwingungen (in mm pro Sekunde) entscheidend, sondern vor allem die BESCHLEUNIGUNG der Schwingungen!

Ein konkretes Beispiel: Nicht der zahlenmäßige Wert von Schwingungen von 20 oder 30 mm im Fundament ist ausschlaggebend, sondern wie schnell sich die Schwingungen der Erschütterungen im Mauerwerk fortbewegen!

Doch Sroka und seine teueren (aus Steuergeldern bezahlten) Gutachten kann man vergessen, weil sich das Bergamt NICHT an seine Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse hält.So wurden im Frühjahr nach schlimmen Bergbau-Beben die Richtwerte für die Abbau-Geschwindigkeit zweimal reduziert: von 5,20 m pro Tag auf 4,40 bzw. 3,60 m/d; die Stillstände wurden auf einen halben Tag und die Anfahrgeschwindigkeiten erheblich herabgesetzt. Als nächster Schritt war die Einstellung des Kohle-Abbaus in einem Streb vorgesehen!

Die mit viel Medien-Tamtam begleiteten Massnahmen zur Verringerung der Erdbeben wurde anscheinend nur auf einem minimalen Dienstweg an die DSK weitergegeben.

Denn das Erstaunen – selbst des neu ernannten Regierungsvermittlers in bergbaubedingten Konflikten – war groß, als sich im nachhinein herausstellte, dass das Bergamt bereits am 13.Juli bzw. am 6.September durch INTERNE Verwaltungsakte die Reduzierung der Abbaugeschwindigkeit in 2 Stufen wieder aufgehoben hatte.

Diese „interne“ Massnahme der Aufsichtsbehörde erfolgte „klammheimlich“ zu der Zeit, als tausende von Betroffenen zu Recht gegen die neue und verstärkte Erdbebentätigkeit des Bergbaus demonstrierten.

Zu eben dieser Zeit gaben sich höchste Vertreter der Regierung ahnungs- und hilflos, obwohl im Hintergrund Regierung und DSK dabei waren, einen „verwaltungsrechtlichen Vertrag“ zum Kohle-Abbau im Abbaufeld Primsmulde NORD zu schließen.Die DSK liess hinterher keinen Zweifel daran, dass sie nach wie vor in der GANZEN Primsmulde Kohle abbauen wird, und auch schon dafür alle Vorbereitungen getroffen hat.

Dass alle Versuche der DSK ( wie Sprengungen oder Wasserhochdruckverfahren) erfolglos waren , zeigte die zunehmende Stärke der Beben im Spätherbst; sie brachten dem Bergwerk nur Zeitgewinn. Und dass die bei der Genehmigung festgelegten Richtwerte (nach SROKA) nur auf dem Papier stehen, zeigen die jüngsten DSK-Mitteilungen an das Bergamt, wonach die tägliche Abbaugeschwindigkeit vom 21.-23.Jan.06 mit 5,89 m über den Höchstwerten lag; angeblich gebe es für diese Sonderregelung eine Vereinbarung zwische Bergamt und DSK.

Aus alledem folgt, dass an der Saar Bergbau-Aufsicht und teuere Gutachten überflüssig sind, weil die Deutsche Steinkohle Aktiengesellschaft (DSK) MACHT, WAS SIE WILL.

Deshalb gilt die Forderung:An den Verhandlungstisch mit Regierungs- und Unternehmensvertrtern gehören – neben den Gewerkschaftsfunktionären – unbedingt Sprecher der Bergbau-Betroffenen und Geschädigten !

Peter Haberer, Lebach