Kohle: Teures Auslaufmodell

Noch 7,3 Milliarden Euro werden die Bundesregierung und das Land Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2008 an Subventionen in die RAG-Tochter Deutsche Steinkohle (DSK) ausgeben. Was danach passiert, ist ungewiss. Deshalb haben sich vor wenigen Tagen Wirtschaftsminister Glos, Finanzminister Steinbrück, der frühere Wirtschaftsminister und RAG-Chef Werner Müller und sein neuer „juristischer Berater“ Gerhard Schröder (Ex-Bundeskanzler) „bei Wein und Zigarren“ (Süddeutsche Zeitung) im Berliner Adlon-Hotel zum vertraulichen Gespräch getroffen. Bei dieser Runde darf man wohl davon ausgehen, dass sie die Weichen für weitere Kohlesubventionen nach 2008 gestellt haben.

Bei erneuerbaren Energien wird öffentlich um jeden Cent Einspeisevergütung gefeilscht und gekämpft. Aber die genannten vier Herren dürften im vertrauten Gespräch wieder einmal schnell weitere Milliarden-Subventionen für die umwelt- und klimaschädliche Kohle locker gemacht haben. Verfilzt und zugenäht. Die Kohle-Kumpels im Adlon – man kennt sich und schätzt sich und kungelt – ohne jede Kontrolle und ohne jede Öffentlichkeit.

Ein ehemaliger Wirtschaftsminister steht also an der Spitze des Essener Chemie- und Energiekonzern RAG. Müller hatte als Minister bereits die Weichen für seinen heutigen Energiekonzern gestellt. Auch die weiteren Kumpels der Adlon-Runde sind keine Feinde der Kohlesubventionen, obwohl sie alle auf die Marktwirtschaft schwören.

Die deutsche Regierung proklamiert einerseits Klimaschutz, aber subventioniert über Kohlesubventionen die Klimazerstörung. Das geht natürlich nicht ohne politische Landschaftspflege à la Müller-Runde im Adlon.

Heute werden pro Jahr noch 26 Millionen Tonnen Kohle gefördert – 2012 sollen es noch immer 16 Millionen Tonnen sein. Und auch dafür wird es „Regierungskohle“ geben. Der Bergbau wird in Deutschland zwar als ein „Auslaufmodell“ bezeichnet, aber mit dem Auslaufen beginnen viele Probleme erst.

Seit 1850 haben deutsche Kumpels etwa 10 Milliarden Kubikmeter Erdreich und Kohle aus der Erde geholt. Dafür musste der Grundwasserspiegel künstlich abgesenkt werden. Landstriche senkten sich, Flüsse änderten ihre Richtung und gelegentlich stürzt ein Haus ein – im Ruhrgebiet ebenso wie im Saarland. Die Wasserprobleme existieren noch viele Hundert Jahre. „Ewigkeitskosten“ nennen das die Ökonomen. Es sind bis jetzt noch mal 440 Millionen Euro pro Jahr. Billige herkömmliche Energie? Die Kohle, die wir heute verbrennen, belastet uns ökologisch und ökonomisch noch viele Generationen – erneuerbare Energien nicht. Sie sind – auch deshalb – preiswerter.

Quelle und mit freundlicher Genehmigung von:
Franz Alt www.sonnenseite.com