Primsmulde Süd oder das Märchen vom Kohleabbau, der nicht unter bewohntem Gebiet stattfindet

Man muss die Dinge nur ausreichend zerpflücken, um vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen

Da waren Sie wieder – die Marketingexperten von Deutschlands größtem Steinkohleförderer. Die Kohleförderung im Bereich der Primsmulde Süd ist kein Problem. Findet sie doch nicht unter bewohntem Gebiet statt. Das bedeutet fast nicht unter bewohntem Gebiet. Die paar Häuser in Lebach/Hoxberg scheinen aufgrund der massiven Schäden in Fürstenhausen, Reisbach, Falscheid, Eidenborn, Landsweiler, usw. doch mehr als vernachlässigbar. Durch die Senkungen betroffene Straßenzüge klammert man vorsichtshalber einfach mal ganz aus.

Doch richten wir den Blick mal etwas auf das Umfeld. So soll unter Falscheid weiter Steinkohle abgebaut werden. Einstrebig, mit hoffentlich weniger starken Erdbeben, dafür mit noch massiveren Schäden an den Häusern und damit an der Altersvorsorge der dort lebenden Menschen.

Weil man in der Regel drei Strebe abbaut, baut man ab 2008 nochmal unter Reisbach ab. 4,50 Meter soll die Ortslage dann insgesamt abgesenkt werden. Reisbach, das bereits in der Vergangenheit dem Kohleabbau ausgesetzt war, drohen weitere Versumpfungen und massive Häuserschäden. Als Konsequenz wird sich die Schadenssituation im Zuge dieses Abbaus wohl endgültig an das zerstörerische Niveau von Fürstenhausen angleichen.

Dies ist alles nur möglich, wenn der Kohleabbau im Feld Primsmulde wie in der Vergangenheit im Sofortvollzug genehmigt wird, d.h. ohne dass die rechtlichen Bedenken betroffener Anlieger ausreichend gewürdigt wurden. Erst vor kurzem war zu lesen, dass der Wert vieler Immobilen im Bereich Lebach bereits jetzt um 50 Prozent zurückgegangen ist. Dies gilt auch für Reisbach. Zukünftig wird dort das Eigenheim wohl keinen Cent mehr wert sein.

Wie heisst es in der Saarländischen Verfassung? „Schlüsselunternehmungen der Wirtschaft (Kohlen-, Kali- und Erzbergbau, andere Bodenschätze, Energiewirtschaft, Verkehrs- und Transportwesen) dürfen wegen ihrer überragenden Bedeutung für die Wirtschaft des Landes oder ihres Monopolcharakters nicht Gegenstand privaten Eigentums sein und müssen im Interesse der Volksgemeinschaft geführt werden.“ – Es wird interessant, ob man auch vor diesem Hintergrund einen weiteren Sofortvollzug genehmigt.

Dass die DSK privatwirtschaftlich organisiert ist, dürfte sich sogar zu den Bergbehörden und der Landesregierung herumgesprochen haben. Seit Jahren lassen die renomiertesten Wirtschaftsexperten und -institute Deutschlands keinen Zweifel mehr daran, dass der heimische Kohleabbau volkswirtschaftlich und auch für die Beschäftigten schädlich ist. Man braucht sich nur noch die Frage zu stellen, wem der weitere Kohleabbau dient. Wem nicht ist ganz klar: Der Bevölkerung, den Beschäftigten und den Betroffenen.