Die Folgen des Berliner Kohle-Kompromisses für die Saar

Leserbrief zu Artikel „Datenbank am Strassenrand“ in der Saarbrücker Zeitung vom 24.02.2007

Wer als Vater immer schon bevorzugte Kinder zu Lasten der benachteiligten verwöhnt, ist als ungerecht zu tadeln. Desgleichen ein „Landesvater „, der vom Kohle-Gipfel „den Bergleuten und ihren Familien “ als Erfolg den „Auslaufbergbau bis 2018 “ mitbringt. Das bedeutet für die leidgepüften Bergbau-Betroffenen und ihre Familien (!) nichts anderes als die Fortsetzung der bisherigen Zerstörung ihrer Lebensqualität, ihrer Gesundheit und meist auch ihres Lebenswerkes in Form eines Eigenheimes.

Zustandegebracht hat die schwarz-rote Koalition in Berlin einzig und allein den „faulen Kompromiss“, den ökonomisch und ökologisch unsinnigen Steinkohle-Bergbau mit Hilfe von zig Milliarden Steuergeldern zu verlängern !

Die 100 Millionen Euro als Hilfe für den saarländischen Strukturwandel lösen sich in Dunst auf, denn sie reichen noch nicht einmal für die Anpassungsgelder, die das bankrotte Land für die schon ab 48.Jahr ‚in Anpassung‘ gehenden Bergbau- Beschäftigten zahlen muss.

Im Saarland stellt sich vorrangig die Frage, ob der ab 2013 geplante zerstörerische Kohleabbau in der Primsmulde Nord und im Restfeld des Flözes Schwalbach noch stattfindet oder nicht. Kein vernünftiger Saarländer glaubt der DSK die Phrasen von der „Zurückhaltung“ in puncto Planung der Kohlegewinnung in der nördlichen Primsmulde.Das Gebiet zwischen Nalbacher Primsbrücke und Lebacher Theelbrücke bis Schmelz-Süd wird das letzte sein, das die Folgen der schlimmen Bergschäden durch Bruchbau erleben wird.

Die Planungen des Bergwerks Saar sind schon weiter als zugegeben. Gerade Direktor Bronder hat früher lauthals verkündet, auf keinen Meter genehmigten Abbaus zu verzichten.

Bis heute hält das Unternehmen (selbst vor dem Milliarden-Sponsor NRW-Landtag ) Betriebsdaten geheim.

So wird man auf der DSK-Homepage unter Bergwerk Saar echte und eindeutige Zahlen vergeblich suchen. Die aktuellen (!) Beschäftigtenzahlen schwanken zwischen 6600 und 3908. Nach eigenen Angaben führte die DSK-Saar in ihrem Bergbau 6039 (Febr.2001) bzw. 4800 (in 2004) und 5100 (in 2006) Beschäftigte, was allerdings nicht mit ‚Bergleuten‘ oder ‚Kumpels‘ gleichzusetzen ist.Man sieht, dass die DSK zunehmenden Personal-Abbau etwas anders versteht als der Normalbürger.

Die Zuliefererangaben sind mal mit 650, mal mit 750 beziffert – womöglich inklusive der stets erwähnten Brötchen- bäcker und Milchlieferanten!Bei den rund 120 Millionen Euro Umsätzen müssten auch die Bergschadens-Reparaturen herausgerechnet werden.

Seit dem unstrittigen ISOPLAN-Gutachten ist bekannt, dass die DSK nur etwa 63 Prozent der Saar-Aufträge tatsächlich an die Saar vergibt. Im gleichen Maße reduziert sich natürlich die Zahl der „indirekt“ vom Bergbau lebenden saarländischen Beschäftigten.Das zu respektieren fällt allerdings die Kohle-Lobby schwer, sonst würden nicht immer wieder Arbeitsplatz- Zahlen von 10 000 bis 20 000 in ihrer Propaganda und in den Medien auftauchen.

Und in der vielgerühmten „Wertschöpfungskette“ können höchstens 60 Euro pro Tonne Kohle erscheinen; die weitere Wertschöpfung besteht bekanntlich in dem Vertilgen der Kohle-Subventionen, die sich nach Ermittlung kompetenter Wirtschaftsinstitute bis zum Kohleausstieg 2018 auf über 170 MILLIARDEN EURO aufsummieren werden.

Das Bergbau-Unternehmen, die Saar-Politik und die Medien müssen endlich die Bevölkerung über die FAKTEN informieren. Die „Datenbank am Straßenrand“ bleibt doch nur, was sie ist: ein PR-Gags zur Image-Werbung!

Peter Haberer, Lebach/Saar