Ausnahmesituation vor dem Landtag

Nein, von einer richtigen Randale kann man nicht reden! Immerhin trafen am Mittwoch, 24. Oktober 2007 Bergbaugegner und Bergleute unverhofft vor dem saarländischen Landtagsgebäude aufeinander. Dazwischen mehr als 20 Polizisten mit beruhigendem Einfluss auf beide Parteien.

Etwa 120 Bergbaubetroffene waren dem Aufruf des IGAB-Landesverbandes zum Protest nach Saarbrücken gefolgt. Auf der Gegenseite hatte die Bergbaugewerkschaft IGBCE zirka 200 Kumpels mit Bussen (vermutlich während ihrer Arbeitszeit?) vor den Landtag gekarrt.

Just am 60. Jahrestag des Landtages verkündete DSK-Vorstandstschef Bernd Tönjes vor dem saarländischen Wirtschaftsausschuss dass sein Unternehmen den Antrag stellen werde, ab 2011 auch in der Primsmulde Nord Kohle abzubauen. Als diese Nachricht bis vor den Landtag durchsickerte, schwenkten die Kumpels freudig ihre rot-weißen Gewerkschaftsfahnen, während sich die Bergbaubetroffenen den Frust vom Leibe pfiffen.

Vollmundig ließ IGBCE-Gewerkschaftsfunktionär Dietmar Geuskens über Megaphon wissen, dass er keine andere Nachricht erwartet habe, da es schließlich um den Erhalt von Arbeitsplätzen im Saarland gehe.

Pfiffe und Buh-Rufe der Bergbaugegner übertönten die propagandistischen Worte des hautpamtlichen Gewerkschaftsbosses. Überhaupt polemisierte der Bezirkschef der IGBCE immer wieder in dem Kohlestreit, indem er beispielsweise die Bergbaugegner als Faschisten oder Kommunisten titulierte. „Was wollt ihr denn hier, geht nach Hause oder protestiert vor dem AKW Cattenom, die DSK repariert doch alles…“, rief Geuskens den Bergbaubetroffenen wieder zu.

Selbst IGAB-Landessprecher Peter Lehnert gelang es nicht, mit dem IGBCE-Bezirkschef eine sachliche Diskussion zu führen. Statt dessen frotzelte letzterer in unerträglichem Maße noch über das Outfit und den Beruf des IGAB-Sprechers.

Viele Bergbaugegner waren als Bettler und Habenichts verkleidet vor den Landtag gekommen und ließen sich vor den Toren des Parlamentes mit ihren kreativen Protestschildern nieder. Beschämend für die Volksvertreter: Außer FDP-Chef Hartmann und dem SPD-Kohlefreund Commercon traute sich keiner der im Wirtschaftsausschuss anwesenden Volksvertreter vor das Landtagsgebäude.

Kein Versuch von Vertretern der Landesregierung, im saarländischen Kohlestreit wie auch immer moderierend oder lösungsorientiert einzugreifen. Armes armes Saarland! Dennoch Kompliment an alle Protestierende. Auch diese brisante Aktion vor dem Landtag verlief friedlich.

Fazit: Die DSK will weitermachen mit ihrem Abbau in der Primsmulde, ständige Erbeben und Bergbauschäden sind dem Unternehmen sowie der Landesregierung offensichtlich gleichgültig. Dem Saarland steht ein heißer Herbst bevor. Die Bergbaubetroffenen werden das so nicht hinnehmen. Die Zahl der Protestierenden steigt von Mal zu Mal. Wir kommen wieder, verlasst Euch drauf!