Schluß mit den Spielchen der DSK

Mitteilung der Interessengemeinschaft zur Abwendung von Bergschäden für Falscheid und Umgebung

Bergbau-Betroffene erwarten mehr Hilfe und „Rückgrat“ vom Ministerpräsidenten. Gerade nach den neuesten schlimmen Erdbeben in der Primsmulde Süd muß Peter Müller (CDU) ein Signal setzen für das Enddatum des Auslaufbergbaus: dass ihm nach dem jahrelangen Leidensweg die Bergbau-Betroffenen in ihrer 20fachen Überzahl wichtiger sind als die 4600 Beschäftigten im Steinkohlebergbau, für die ja mit ihren Sonderrechten durch den Kohlevertrag gesorgt ist.

Regierung und Oberste Bergaufsicht sollen den Absichtserklärungen endlich Taten folgen lassen ! Die Bevölkerung will wissen, wann es mit dem Saarbergbau wirklich zu Ende geht. Höfliche Zurückhaltung ist keine richtige Antwort auf die sture Linie des Bergbau-Konzerns. Es ist nicht mehr hinnehmbar, wenn Kohle-Chef Tönjes ( laut Rhein. Post vom 1.11. ) auf den April 2008 vertröstet: „Wir haben beschlossen….keine aktiven Diskussionen über die Bergbauplanung, auch nicht mit den Gemeinden, zu führen.“

Die DSK treibt ihr Spielchen so weit, dass sich an der Saar erstmalig „parteiübergreifend“ Landes- und Kommunalpolitiker und Vertreter der Geschädigten-Verbände gegen die sinn- losen Abbaupläne der DSK AG verbünden.

DSK betreibt Geheimniskrämerei
In der Öffentlichkeit sträubt sich der DSK-Chef Tönjes gegen ein absehbares Abbau-Ende. Er muss aber wohl oder übel einräumen, dass sein schadensträchtigstes Bergwerk Saar nicht in der Lage ist, Risiken oder Schäden aus den Erschütterungen und Absenkungen in der Vergangenheit zu beherrschen – ja noch nicht einmal sichere Prognosen zu stellen, die der Realität standhalten. Trotzdem verkündete er in seiner STEINKOHLE-Zeitschrift: der beantragte Kohleabbau in der Primsmulde Nord sei für den sozialverträglichen Personalabbau „unverzichtbar“.

Belege dafür sind nicht bekannt, weil die Firma und das Statistische Amt sich auf Datenschutz berufen. Die schon ähnlich vor dem NRW-Landtag praktizierte Daten-Blockade-Haltung des hoch-subventionierten Unternehmens ist für die Regierung nicht akzeptabel. (Zumal das Saarland schon 1,4 Milliarden DM Zuschüsse an den Vorgänger ‚Saarbergwerke AG‘ gezahlt hat und seinen Aktienanteil an den Saargruben für 1 DM an die RAG verschenken musste. Vom Bund erhielt die RAG damals den Aktienanteil an der AG (74 % ) ebenfalls für 1 DM plus eine ‚Mitgift‘ von 2 Milliarden DM.

Überdies erhält die DSK jährlich fast 12 Millionen Euro für die „Anpassung der Bergbau-Kapazitäten “ aus dem Landeshaushalt. Diese APG-Mittel dienen dem über 90prozentigen Einkommensausgleich der DSK-Beschäftigten, die ab 50.Lebensjahr für 5 Jahre „in Anpassung“ und dann in die Knappschaftsrente gehen.)

Wegen des fehlenden Zugangs zu den Echtzahlen sind sogar Politiker darauf angewiesen, sich die offiziellen Daten von der Bundesagentur für Arbeit zu besorgen. Nach dem Stand vom 31.März 2007 arbeiten in Steinkohlebergbau (und Brikettherstellung) des Saarlandes genau 2272 echte Bergleute; davon ist keiner über 54 Jahre alt. Über 45 Jahre alt sind 1117 und über 35 Jahre 1126 Beschäftigte. Nur 34 sind jünger als 34. Ausserdem sind in der Statistik noch 11 ältere Mineralaufbereiter registriert.

Im Saar-Bergbau gibt es darüberhinaus 1015 Personen in den sog. Fertigungsberufen. Im Einzelnen sind 508 Techniker, 215 Dienstleister und 577 (!) Sonstige Arbeitskräfte aufgelistet.Natürlich könnte nur die DSK erklären, wieviel Beschäftigte dem Dauer-Personal- Überhang aus dem Jahr 2000 und dabei vor allem dem Bereich ‚Verwaltung‘ zuzuordnen sind. Von den insgesamt 4599 versicherungspflichtigen Beschäftigten sind erfahrungsgemäß rund zehn Prozent in Umschulungsmaßnahmen (z.T. mit EU-Zuschüssen ) oder praktizieren in fremden Betrieben.Derzeit befinden sich laut DSK ca. 400 in Ausbildung.

Wann gibt es Klarheit ?
Überall in der Wirtschaft hört man die Klagen über Fachkräftemangel. Der Arbeitsmarkt steht also gut ausgebildeten Fachkräften wie Mechatronikern, Elektrikern, Drehern, Schlossern usw. offen.Doch man hat den Eindruck, dass die Bergbau-Verantwortlichen auf die Revision des Auslaufbergbaus in 2012 im Bundestag hoffen, um dann einen weiter subventionierten Sockel- Bergbau „open end“ zu betreiben.

Das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsinstitut hat sogar Untersuchungen über ein vorzeitiges generelles Ende des Bergbaus 2012 angestellt. Dies würde – prophezeit Tönjes – etwa 11000 betriebsbedingte Kündigungen zur Folge haben. Doch nach den Berechnungen des RWI stehen dem 12 Milliarden Euro eingesparter Subventionen gegenüber. Das entspricht 1 Million Euro pro Mitarbeiter, die in neue Arbeitsplätze investiert werden könnten. Daneben könnten Umweltkosten und neue zusätzliche Ewigkeitskosten „gespart“ werden.

Für die Planung der Zechenschließungen hat aber nicht die allgemeine Kostenstruktur Bedeutung.Vielmehr geht es um die spezielle Gefahren- und Kosten-Situation jedes einzelnen Bergwerkes.Mit seinen ( für 2005 von DSK bestätigten ) 48 Millionen Euro Bergschäden müsste das Bergwerk Saar zu den ersten Schließungskandidaten gehören. Als weitere Kriterien sorgen die einmalig hohen Erschütterungsschäden, die Umwelt- und Wertverluste und die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung für eine negative Bewertung.

Appell der Bürgerinitiativen der Bergbau-Betroffenen:

Bürger, wacht auf, damit ein Sturm losbricht, der – mit den Politikern, den Gemeinden und den Kirchen – den Erdbeben, den Bergschäden, dem Wertverlust und neuem Unheil durch Abbau der Primsmulde Nord ein Ende bereitet.

IGAB Falscheid und Umgebung