Offener Brief an Dietmar Geuskens

Sehr geehrter Herr Geuskens,

ich wende mich mit diesem offenen Brief an Sie, weil nach meiner Einschätzung ihre „Medieninformationen“ der letzten Wochen , nicht nur aus Sicht der Bergbaubetroffenen einer Richtigstellung bedürfen.

1. Wir instrumentalisieren unsere Kinder nicht in unserem berechtigten Protest gegen den Steinkohlebergbau! Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass gerade unsere Kinder und Jugendliche Geschädigte des Steinkohlebergbaus des Bergwerks Saar sind. Können Sie sich vorstellen, dass gerade kleine Kinder, aber auch Jugendliche, ganz besonders unter den Erdbeben leiden, die durch den untertägigen Steinkohleabbau verursacht werden? Dass Sie unseren Kindern quasi indirekt ihre Grund- und Menschenrechte absprechen befremdet mich sehr.

2. Das Bergwerk Saar, für dessen Erhalt Sie so vehement eintreten, ist in der Tat das „Spitzenbergwerk“ – und dies nicht nur bundesweit – sondern weltweit. Sie werden mir kein Bergwerk benennen können, das Erdbeben in der Häufigkeit und in der Stärke verursacht – und das schon seit mehreren Jahren. Eine wahrhaft meisterliche Leistung von „Hight-Tech“ im Steinkohlebergbau. Anders ausgedrückt. Das Bergwerk Saar hat seine Abbautechnik nicht mehr im Griff. Und diese Technik wollen Sie noch weltweit vermarkten? Ich überlege mir gerade was passieren würde, wenn die Ford-Werke mit ihrer tollen Automobiltechnik werben würden und die Fahrzeuge würden alle nach 100 Metern stehen bleiben. Gott sein Dank ist dies nicht der Fall. Es gibt auch noch saarländische Industrieunternehmen, auf deren Technik man sich verlassen kann.

3. Sie brauchen nach meiner Einschätzung weder Ministerpräsident Peter Müller, noch den FDP-Fraktionsvorsitzenden Christoph Hartmann an den „Kohlekompromiss“ zu erinnern. Mit „Kohlekompromiss“ meinen Sie vermutlich das „Gesetz zur Finanzierung der Beendigung des subventionierten Steinkohlebergbaus zum Jahr 2018 (Steinkohlefinanzierungsgesetz). Zu Ihrer Erinnerung legt dieses Gesetz fest, dass die subventionierte Förderung der Steinkohle bis zum Jahr 2018 beendet wird. Dazu werden den Bergbauunternehmen bis zum Jahr 2018 Steuermittel in einer Höhe von 13.920.400.000 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Dieser Anpassungsprozess muss von den Bergbauunternehmen durch Schließungspläne begleitet werden. Auf den Internetseiten der DSK kann man sich informieren, dass das Bergwerk Walsum zum 30. Juni 2008 geschlossen wird und das Bergwerk Lippe 2010. Weitere Aussagen zu den Schließungsplänen werden an der Stelle nicht gemacht. Insofern ist es politisch legitim und nicht zu beanstanden wenn gefordert wird, das Bergwerk Saar frühzeitig zu schließen. In diesem Zusammenhang wurde von Ministerpräsident Müller ein Zeitpunkt „deutlich vor 2014“ gefordert. Für mich persönlich bedeutet „deutlich vor 2014“, dass das Bergwerk Saar direkt nach dem Bergwerk Walsum zu schließen ist, d. h. im Jahr 2009, allerspätestens im Jahr 2010.

Das hat einen wesentlichen Grund, über den bei uns Bergbaubetroffenen auch keine „Dialogbereitschaft“ mehr besteht. Wir diskutieren nicht mehr über Erdbeben (Sie entschuldigen dass ich bei dieser Terminologie bleibe). Wir fordern Sie und Ihr Unternehmen auf diese unverzüglich zu beenden!

Mit freundlichen Grüßen
Dirk Schnubel