Dramatische Szenen nach dem stärksten je gemessenen Steinkohlebeben

Pressemitteilung des Landesverband der Bergbaubetroffenen Saar e.V. (IGAB)

Nalbach, den 23.2.08/14

Nach dem schwerstem bergbaubedingten Beben in Deutschland verhängt die saarländische Regierung den sofortigen Abbaustopp.

Im Saarland spielten sich heute Samstag den 23.02 dramatische Szenen nach dem stärksten je gemessenen Erdbeben, ausgelöst durch den Steinkohlebergbau ab.

Menschen standen weinend auf der Straße. Selbst nach Stunden hatten viele noch nicht den Mut ins eigen Haus zurück zugehen. 33 Menschen schlafen diese Nacht im Hotel, da ihre Häuser auf Standsicherheit geprüft werden müssen. Das THW und die Feuerwehr sind rund um die Uhr im Einsatz, Häuser werden abgestützt.

Von einer Kirche fielen Mauerstücke des Turmes, von denen einzelne über 20 Kilo schwer sind in den Eingangsbereich. Eine halbe Stunde früher und 40 Erstkommunianten wären in diesem Bereich einer nicht einzuschätzenden Gefahr ausgesetzt gewesen.

An Privathäusern und in Firmen entstand erheblicher Sachschaden, ob es zu Totalschäden gekommen ist, werden die nächsten Tage zeigen.

Das schwerste jemals durch den Bergbau in Deutschland verursachte Beben vom Samstag, 16.31 Uhr das mit einer maximalen Schwinggeschwindigkeit von 93 mm/s gemessen wurde, zwingt die Landesregierung dazu, die Abbaugenehmigung für Primsmulde Süd aufzuheben.

„Dieser Schritt ist im Saarland absolut überfällig und hätte längst erfolgt sein müssen, zum Beispiel nach den schweren Beben um Weihnachten letztes Jahr“,

„Wir haben immer wieder und gebetsmühlenartig gewarnt, dass die Beben weiter gehen und stärker werden“, so Peter Lehnert, aber niemand der Verantwortlichen hat unsere Warnungen ernst genommen.

Dass man aus den hunderten zurück liegenden Beben der letzten Jahre nichts gelernt hat, ist für die Bergbaubetroffenen unverständlich. Der Landesverband fordert die Beibehaltung des verhängten endgültigen Stopp des Bergbaus ohne weitere Kompromisse. Das Bergwerk Saar muss mit seiner gemeínschädlichen Kohleförderung endgültig geschlossen bleiben.

150.000 Menschen sind in der unmittelbaren und weiteren Umgebung des Kohleabbaus direkt betroffen. Die Stimmung in der Region ist durch die nun fast täglich auftretenden Erdbeben mehr als angespannt. Dies hat mit dem heutigen Tag den absoluten Höhepunkt erreicht, der soziale Frieden ist im Saarland nachhaltig gestört. Heute sind Menschen in ihrer Gesundheit zu Schaden gekommen. Was hätte die Politik, was hätte die DSK gesagt wenn Menschen schwer verletzt oder noch schlimmeres passiert wäre?“, so Manfred Reiter vom Landesverband.

Bei Spontandemos in vielen Gemeinden zeigten die Menschen ihr Wut über den Abbau. Am Sonntag, dem 24.02. ist eine Kundgebung in Saarwellingen für 18.00 angesagt. Am Montag, dem 25.02 werden Mahnwachen in mehreren Orten des Bebengebietes abgehalten. In Bilsdorf findet am Montag gegen 19.00 ein Fackellauf statt.

Die Grenze des Ertragbaren ist für die in der betroffenen Region lebenden Menschen überschritten. Am 03.03. wollen sie in einer Protestaktion ihre Wut und Hilflosigkeit nach Essen zu dem Verantwortlichen Konzern EVONIK und zur Kohlestiftung tragen. Anmeldungen für die Fahrt werden bis zum Dienstag den 27.02 von den lokalen IGABen angenommen.

Landesverband der Bergbaubetroffenen im Saarland