Reisbach: In der Betriebsplanzulassung nicht berücksichtigte Nachsenkungen sind zu erwarten

*** Das vollständige Schreiben (PDF-Format), inkl. Anhänge, findet sich hier ***

Reisbach, 30.1.2009

Herrn Wirtschaftsminister
Joachim Rippel
Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft
Franz-Josef-Röder-Straße 17
66119 Saarbrücken

Sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister,

wir haben in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass die Betriebsplanzulassung 8.7 West, Wahlschied, mit erheblichen Mängeln behaftet ist. Wir möchten dies am Beispiel der Nachsenkungen/Restsenkungen nochmals verdeutlichen.

Von Seiten der Einwender wurde vorgebracht, dass in Reisbach zum jetzigen Zeitpunkt Senkungsdefizite aus dem Abbau im Flöz Schwalbach vorliegen. In den nächsten Jahren sei deshalb mit nicht unbedeutenden Nachsenkungen zu rechnen.

In der Betriebsplanzulassung wird dazu lapidar festgestellt: „Auch die Einwendungen zu dem Thema „Nachsenkungen und Senkungsdefizite im Be­reich Reisbach“ sind nicht begründet; vielmehr hat die Prüfung des Sonderbetriebsplans Streb 8.7-West, Flöz Wahlschied ergeben, dass die Senkungsvorausberechnung der Antragstellerin korrekt ist.“

Auf der Sitzung des Wirtschaftsauschusses von 23.10.2008 führt Herr Schmitt (Bergamt) unter Tagesordnungspunkt 7 aus, dass im Saarland, d.h. auch in Reisbach, ein Jahr nach Abbauende keine relevanten Senkungen mehr zu erwarten sind.

In dem Schreiben des Bergamtes an die IGAB-Reisbach vom 21.5.2008 wird ausgeführt, dass unter Reisbach 2 Jahre nach Abbauende Senkungsruhe eintritt

Die für Reisbach von den Bergbehörden angeordneten Messungen zeigen aber, dass Senkungen häufig erst drei Jahre nach Abbauende beginnen und nach 6 Jahren immer noch keine Senkungsruhe eingetreten ist.

Wir möchten dies belegen. Das Objekt Hoxbergstrasse 691 in Reisbach lag in unmittelbarer Nähe der Abbaukante der Strebfläche 8.9 und 8.10, Schwalbach, die zwischen 1992 und 1996 abgebaut wurde. Senkungen von ca. 100 cm wurden prognostiziert. Bei den von den Bergbehörden angeordneten Messungen wurden folgende Senkungen (-)/Hebungen (+) ermittelt:

Jahr Senkung (-)/Hebung (+) in cm
1993 – 2
1994 Nicht gemessen
1995 + 2
1996 + 2
1997 + 5
1998 + 2
1999 -4
2000 – 7
2001 Nicht gemessen
2002 – 10

1998, d.h. 2 Jahre nach Abbauende, waren statt der prognostizierten Senkungen von 100 cm Hebungen von 2 cm aufgetreten. Bis 2002 – d.h. 6 Jahre nach Abbauende – waren mit 10 cm Senkungen erst rd. 10 % der erwarteten Senkungen eingetreten.

Ein ähnliches Senkungsverhalten lässt sich für weite Bereiche von Reisbach durch die vorliegenden Messergebnisse belegen.

Diese Ergebnisse zeigen, dass die Feststellung, Senkungen seien mit hoher Sicherheit ein bis zwei Jahre nach Abbauende abgeschlossen, empirisch nicht belegbar ist. In Reisbach sind vielmehr in den nächsten Jahren Nachsenkungen aus dem Abbau des Flözes Schwalbach zu erwarten, die in der Betriebsplanzulassung nicht berücksichtigt sind.

Nachsenkungen beeinflussen den Umfang der Vernässungsflächen und deuten – wegen bestehender Gebirgsspannungen – auf ein erhöhtes Starkbebebrisiko hin. Fragen von derart weitreichender Relevanz müssen bei Zulassungen genau untersucht und schlüssig beantwortet werden.

Wir bitten Sie, bei den anstehenden Genehmigungsverfahren für die Oststrebe diese und andere offene Fragen in Abstimmung mit der Gemeinde Saarwellingen, der RAG und der IGAB-Reisbach durch unabhängige Gutachter untersuchen zu lassen.

Wir weisen ergänzend auf das als Anlage beigefügte Schreiben des Markscheiders der Gemeinde Saarwellingen, Herrn Claeßen, hin. Wenn die Bergbehörden bzw. die RAG bereit gewesen wären, die von Herrn Claeßen angefordertenaussagekräftigen Messlinien zur Verfügung zu stellen, wäre die Problematik der Nachsenkungen relativ einfach gutachterlich zu klären2. Warum fordern die Bergbehörden Daten nicht an, warum verweigert die RAG Messdaten, die im übrigen auf öffentlichen Flächen gemessen werden, wenn durch strittige Fragen gelöst wenn können?

Mit freundlichen Grüßen

Michael Schneider
IGAB-Reisbach

Anlage: Schreiben Markscheider Claeßen (fett unterlegte Textstellen von uns)