Bergbau an der Saar – Die Spitze des Eisberges!

Nalbach den 08.11.2011

Bergbau an der Saar – Die Spitze des Eisberges!

Bergwerke lassen sich sehr gut mit Eisbergen vergleichen. Maximal 20% eines Eisberges sind sichtbar. Der größte Teil, der auch mal die 90% – Hürde schaffen kann, liegt unter Wasser und ist nicht sichtbar. So ist es auch beim Bergbau – nicht nur im Saarland.

In den letzten Wochen und Monaten häuft sich die Berichterstattung und die Wortmeldungen der saarländischen Medien und Politiker zum Ende des Bergbaues 2012 im Saarland. Die Beiträge befassen sich ausschließlich mit dem sichtbaren Teil des Bergbaues, nämlich den Bergwerken über der Erde und der Traditionspflege.

Erstmalig sprechen Herr Maas/SPD und Ministerpräsidentin Frau Kramp-Karrenbauer/CDU in gleicher Sprache – reden parteiübergreifend von „der historischen Dimension des Bergbaus im Saarland“. So sagt z.B. MP Kramp-Karrenbauer. „Der Bergbau sei unverzichtbarer Bestandteil unserer landesspezifischen Erinnerungskultur“, und etwas bescheidener meint Herr Maas , Bergbau müsse „Erinnerungskultur“, des Saarlandes sein. Wortschöpfungen, die die Wichtigkeit des Bergbaues über Jahrhunderte im Saarland belegen sollen.

Politiker sehen nur was sie sehen wollen – Eisbergsyndrom!. Den größeren, gefährlicheren Teil des Eisberges, den unter Wasser – und im Falle des Bergbaus – unter der Erde, den sehen sie nicht. Die Politik wird am Bergwerk Saar und den Altlasten scheitern, auflaufen und versinken. Die Folge dieser politischen Blindheit an der Saar ist bekannt: das Saarland wird seine Zukunftsfähigkeit auf Generationen hin verlieren und in allen deutschen Ranglisten den letzten Platz belegen.

Denn während sich Land und Kommunen über die Nutzung von 2500 Hektar Industriebrachen, die der Bergbau im Saarland zurücklässt, streiten – Bürgermeister auf billige Gewerbeflächen hoffen und Politiker sich gerne als Bewahrer des kulturellen Erbe feiern lassen, sind sie alle blind für das, was für sie noch unsichtbar erscheint – die zerstörerische Gefahr der Altlasten und Ewigkeitskosten, die der Bergbau an der Saar zurück lassen wird.

Ein große Gefahr für das Saarland stellen z.B. unbekannte, nicht gesicherte Bergwerkseinrichtungen unter Tage dar (weit über 500 nach KPMK Gutachten). Ebenso wie nicht bekannte, oberflächennahe Bergwerksstollen, die zu Tagesbrüchen, auch unter bewohntem Gebiet, führen können. Methangas- und Radonaustritte, die durch das Beenden der Grubenwasserhaltung, auch der französischen Bergwerke, im Saarland schon heute eine bekannte Gefahrenquelle darstellen. Grubenhalden in denen unter anderem krebserregende Stoffe nachgewiesen wurden, Grundwasserverseuchung und Verknappung durch massiven Eingriff in den unteririschen Grundwasserkörper des Saarlandes, all dies sind Gefahren, die Politiker nicht sehen wollen und über die die Medien bis heute schweigen.

Der Landesverband der Bergbaubetroffenen Saar e.V. warnt die betroffenen Kommunen, Bürgermeister und verantwortlichen Kommunalpolitiker davor, sich nur einseitig für Traditionspflege des Bergbaues an der Saar einzusetzen und zu hoffen, den nicht sichtbaren Teil des des Bergbaues, die Ewigkeitskosten, Altlasten und Bergbauschäden, elegant umfahren zu können. Dies wird nicht gelingen! Die Erfahrung aus den Altbergbaurevieren zeigt ganz klar: wenn man sich der Herausforderung des auslaufenden Bergbaues nicht in aller Konsequenz stellt und man den Verursacher zu schnell aus der Bergaufsicht, d.h.. aus der Haftung entlässt – das aus Traditionspflege dann schnell Grabpflege für ein ganzes Bundesland wird.

Der Landesverband der Bergbaubetroffenen hat in einem offenen Brief zum Thema Bergbau Ministerpräsidentin Frau Kramp-Karrenbauer vor über sieben Wochen angeschrieben. Bis Heute hat der Verband der Bergbaubetroffenen im Saarland noch keine Reaktion aus der Staatskanzlei erhalten. Wir fügen den Brief zur Kenntnisnahme und zur Veröffentlichung bei.