Kommt der Bergbau nach Saarwellingen – dann kommen wir auch!
Presseinformation
Bei der ersten Infoveranstaltung zur Neugründung einer lokalen IGAB (InteressenGemeinschaft zur Abwendung von Bergschäden) in Saarwellingen versprach Peter Lehnert, Sprecher des Landesverbandes der Bergbaubetroffenen Saar e.V.: „Sollte im September 2006 der Bergbau in Saarwellingen in der Primsmulde Süd Streb 1 & 2 beginnen, werden die Demonstrationen vom Lebacher Rathaus vor das Saarwellinger Rathaus verlegt. Kommt der Bergbau nach Saarwellingen – dann kommen wir auch!
Eine „Testdemo“ nach dem schwersten jemals in Deutschland durch den Bergbau ausgelösten Erdbeben mit einer Schwinggeschwindigkeit von 71mm/sek, am 29.03.2006 hat gezeigt, dass Saarwellingen mit seiner zentralen Lage des Rathauses und dem gut einsehbaren öffentlichen Raum des Schlossplatzes, prädestiniert ist für die Kundgebungen des Landesverbandes der Bergbaubetroffenen Saar e.V. nach den bergbaubedingten Erdbeben.
Anlässlich dieser spontanen ersten Demonstration nach einem Beben in Saarwellingen wurde der Wille und Wunsch nach einer lokalen Gründung einer IGAB in Saarwellingen geboren und auch erste aktive Mitglieder angeworben.
Am Freitag, dem 12.05 2006 fand in der bis auf den letzten Platz besetzten Waldschenke in Saarwellingen die Gründungsversammlung statt. Im Namen der Initiatoren konnte Werner Scherer zunächst verdeutlichen, wie stark die Gemeinde Saarwelligen von den Schäden des Bergbau betroffen sein wird: Karten und Fotos aus den bereits geschädigten Gemeinden überzeugten die Saarwellinger, wie auch ihre Chancen als Betroffene stehen werden, wenn sie als David gegen den Golilath DSK kämpfen müssen, wenn sie lediglich als Einzelpersonen auftreten.
Unterstützung fand er durch erfahrene Referenten des LV der Bergbaubetroffenen Saar e.V. Michael Schneider, (IGAB Reisbach) Bernhard Momenthal und Karl Heinz Leidinger (beide IGAB Nalbach). Marga Reiter, Vorstandssprecherin der IGAB Schmelz, überbrachte die Grüße ihrer neugegründeten Interessengemeinschaft Schmelz und betonte in ihrem Redebeitrag die Wichtigkeit und öffentliche Wirkung der örtlichen IGAB`n in den betroffenen Gemeinden. Sie wies auf die Verschleierungstaktik der DSK, die Untätigkeit der Politik und die Notwendigkeit zu solidarischem Handeln hin.
Wie betroffen Saarwellingen ist und durch Primsmulde Süd sein wird und wie wenig wichtige Informationen hier rüber in Saarwellingen präsent sind, konnte man in der offenen Diskussion und Fragerunde mit den anwesenden Bürgern aus Saarwellingen feststellen. Dieses von der DSK gewollte Informationsdefizit auszugleichen, darin liegt eine der vordringlichsten Aufgaben der neuen IGAB Saarwellingen.
In etwa 100 Tagen wird der Abbau in der Primsmulde Süd in Streb 1 & 2 beginnen, bis mindestens zum Jahre 2008 wird die Steinkohle direkt unter dem Naherholungsgebiet Wolfsrath in Richtung Hoxberg abgebaut. Dies wird in Saarwellingen und Umgebung mit Sicherheit zu den hinlänglich bekannten klassischen Bergbauschäden durch Pressungen und Zerrungen führen. Verschlimmert wird die Situation, nicht nur für die Betroffenen in der Gemeinde Saarwellingen, sondern auch im gesamten Großraum Saarlouis, durch die besondere geologische Situation und tektonischen Störungen, die in der Primsmulde Süd und Nord vorliegen, auch hier wird es wieder zu den beängstigenden und schädigenden Erdbeben kommen.
Unter solch vorgegebenen geologischen Problemzonen darf ein Abbau von Steinkohle nicht stattfinden. Wird eine tektonische Störung im Abbau angefahren, wird dies auch die bekannte zerstörerische Wirkung an der Oberfläche entwickeln. Die bergbaubedingten Erdbeben werden weitergehen. Die Schädigung der Gesundheit und die Zerstörung des Privateigentums der in der Region lebenden Bevölkerung wird nicht aufhören. Tragisch für Saarwellingen ist, dass nach dem erfolgten Abbau in Prims Süd Streb 1 & 2 der Bergbau wieder 2008 in den Ortsteil Reisbach zurückgeht. Die dann schon vorgeschädigten Gebäude werden weiteren Belastungen ausgesetzt. Die durch den Bergbau bekannte typische Abwärtsspirale einer betroffene Gemeinde wird sich auch in Saarwellingen weiter nach unten bewegen.
Ziel der neuen IGAB ist es daher, die kurze noch verbleibende Zeit gemeinsam mit dem Landesverband der Bergbaubetroffenen zur Bürgerinformation zu nutzen. Nur informierte Bürger können die wahren Ausmaße der zukünftigen Zerstörung ihrer Gemeinde abschätzen. Nur sie sind in der Lage, durch Argumente und Demonstrationen den öffentlichen Druck auf die Verantwortlichen in der Kommunal- und Landespolitik zu erhöhen. Daher ist es ein wichtiges Zeichen, dass mit den ersten Beitrittserklärungen anlässlich der „Spontandemo“ vom 29.03.2006 und den an der Gründungsversammlung gesammelten Beitrittserklärungen von über 200 Einzelpersonen die ihre aktive Bereitschaft, in der neuen IGAB Saarwellingen mitzuarbeiten, erklärt haben.
Bis zur konstituierenden Sitzung in den nächsten Wochen werden mit Sicherheit noch viele Saarwellinger Bürger ihren Beitritt erklären. Damit wird, so hofft man in Saarwellingen, der oft von den Bergbaubetroffenen zitierte Satz erneut bestätigt. „Gemeinsam sind wir stark“.