Fünf Jahre Partnerschaft mit den EWS Schönau

Schlaue Bergbaubetroffene beziehen keinen Strom von der energis, sie liefern ihr welchen

Am 27. April 2002 machten sich drei Bergbaubetroffene aus der Gemeinde Nalbach, Norbert Dell, Dirk Schnubel und Werner Lehnert auf eine anstrengende Eintages-reise in den Südschwarzwald. Ziel war die kleine Gemeinde Schönau am Fuße des Berges Belchen. Doch was gab es dort so Besonderes zu erfahren? Um es vorweg zu nehmen: eine ganze Menge aber der Reihe nach.

Im Jahre 1998 trat die Liberalisierung des Energiewirtschaftsgesetzes in Kraft. Diese Reform wurde von der Regierung unter Altbundeskanzler Helmut Kohl auf den Weg gebracht. Ziel der Liberalisierung war es in erster Linie, mehr Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt zu schaffen und dadurch die Strompreise für die Verbraucher zu senken. Die Reform wurde von der damaligen Bundesregierung nicht ganz freiwillig angegangen. Die Europäische Union drängte bereits damals die nationalen Regierungen, die Monopole im Bereich Stromerzeugung, Stromnetz und Stromvertrieb aufzubrechen. Doch trotz aller Fehler der Reform oder sagen wir besser trotz aller absichtlich gesetzlich verankerten Hürden für neue Anbieter in den oben aufgeführten Segmenten etablierten sich gleich mehrere Ökostrom-Wettbewerber im neu geschaffenen liberalisierten Strommarkt.

Zu den Neueinsteigern im Bereich des Ökostromvertriebs gehören seit dem Jahr 1999 auch die Elektrizitätswerke Schönau. Das Unternehmen entstand aus einer Bürgerinitiative, die sich nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl gründete und das Ziel hatte, über eine veränderte Stromerzeugung die Atomkraftwerke sukzessive vom Netz zu nehmen. Dieses Ziel haben die Schönauer Stromrebellen – wie sie in ihrer Gründungszeit genannt wurden, bis heute nicht aus den Augen verloren. Unzählige Partnerschaften mit Gleichgesinnten wurden eingegangen. Tausende Rebellenkraft-werke, d.h. alle Stromerzeugungsanlagen, die nichts mit den konventionellen Großkraftwerken auf Kohle- und Atombasis gemeinsam hatten, gingen aufgrund des Engagements der Schönauer ans Netz. In den Gesetzesinitiativen wie das Erneuerbare Energieeinspeisegesetz oder das Kraftwärmekopplungsgesetz ist Schönauer Gedankengut wieder zu finden.

Besonders erfreulich aus meiner Sicht war die Tatsache, dass im Jahr 2006 in Schönau endgültig die Erkenntnis reifte, dass auch in den offiziellen Kunden-informationsschreiben die Atom- und Kohlelobby in einem Atemzug genannt werden müssen.

Die Entwicklung lässt bis zum heutigen Tage hoffen. Intellektuelle Bergbaubetroffene erkannten, dass über den Wechsel zu den Elektrizitätswerken Schönau, also die Wahl für einen saarkohlestromfreien Stromversorger Druck auf die etablierten regionalen Kohlestromerzeuger ausgeübt werden könnte, sodass „die“ ihre Stromerzeugungspolitik überdenken müssen. Die Schönauer wurden deshalb als Lieferant von uns ausgewählt, weil sie aufgrund ihrer Geschichte den glaubwürdigsten Eindruck hinterließen und flexibel auf die Bedingungen unseres damaligen, juristisch überprüften Vertragswerkes eingingen.

Wir hofften damals, dass wenn von den ca. 20.000 Haushalten, die akut vom Steinkohlebergbau in unserer Region betroffenen sind, wenigstens 10% dem Stromversorger energis den Rücken kehren würden, die Allianz zwischen energis/VSE und DSK soweit belastet werden würde, dass dies zu Rissen in dem Jahrzehnte alten Bündnis führen könnte.

Diese Hoffnung war trügerisch. Zu wenige Bergbaubetroffene wechselten den Stromversorger. Die energis ärgerte sich zwar über jeden an die EWS verlorenen Kunden, doch wurde das Bündnis mit der DSK bisher nicht in Frage gestellt.

Die Wechselquote der Bergbaubetroffenen ist für die Initiatoren der Kampagne besonders deshalb so enttäuschend, weil der Wechsel weder mit nennenswerten finanziellen Einbußen verbunden ist, noch irgendetwas an der Sicherheit der Stromversorgung ändern würde. Ein durchschnittlicher drei-Personenhaushalt zahlt heute bei den EWS aufgrund der Sondervereinbarung zwischen IGAB und EWS nur ca. 10,-€ pro Jahr mehr für sauberen, zerstörungsfreien Strom als ein Bergbaubetroffener, der durch die Fortsetzung der Lieferanten-Kundenbeziehung zwischen ihm selbst und der energis der aktuellen Verstromung der Primskohle maßgeblich Vorschub leistet.

Bergwerk Ensdorf und die Steinkohlekraftwerke der VSE/RWE (energis) in Ensdorf sind eng aufeinander abgestimmt. Die Steinkohle, die unter den Häusern der Primsmulde abgebaut wird, wandert direkt in die beiden Ensdorfer Steinkohlekraftwerke und wird dort zu Strom (ca. 35%) und Abwärme, Emissionen +CO2 (ca. 65%) verarbeitet. Den Strom vertreibt die energis leider auch mehrheitlich innerhalb der vom Bergbau betroffenen Gemeinden Nalbach, Saarwellingen, Lebach und Schmelz. Abwärme, Emissionen und CO2 müssen alle Bürger – zumindest des Kreises Saarlouis – ertragen.

Nicht umsonst wollen deshalb Mitarbeiter der energis/VSE nichts mit dem Begriff „Bergbaubetroffene“ anzufangen wissen. Zitat eines energis-Mitarbeiters: „Ihr Bergbaugegner seid Spekulanten, die sich nach einem bereits beschlossenen Bergbau in der Region Grundstücke und Gebäude kauften, um sie anschließend teuer an die DSK weiter zu verkaufen“.

Auf grobe Klötze gehören grobe Keile oder anders gesagt: wie kann man antworten? Ich beziehe seit über fünf Jahren meinen Verbrauchsstrom von den Elektrizitätswerken Schönau und verkaufe seit Dezember 2005 den Strom aus meinem Solarkraftwerk an die energis. Basis hierfür sind die gesetzlichen Regeln des liberalisierten Strommarktes.

Darüber hinaus deckt seit März 1995 eine thermische Solaranlage einen Großteil meines Warmwasserbedarfs und die parallel geschalteten Anlagen Holzvergaserzentralheizung und Ölheizung sorgen im Winter für behagliche Wärme ohne teures energis-Gas.

Was können Sie tun, wenn Sie noch Kunde der energis sind? Fragen Sie die energis danach, woher sie den Strom, den sie vertreibt, bezieht. Wie hoch ist explizit der prozentuale Anteil von Saarkohlestrom am gesamten Stromvertrieb?

Als Bergbaubetroffene sollte Sie diese Frage interessieren!

Besser wäre es, wenn Sie den Wechsel zu den EWS direkt in die Wege zu leiten. Schreiben Sie eine email an werner.lehnert@arcor.de