energis am Scheideweg

Vor 21 Jahren, am 19. Januar 1988 wurde in Schönau (im Gebiet der heutigen Elektrizitätswerke Schönau) der erste Stromsparwettbewerb ins Leben gerufen.

Heute, im Jahr 2009 führt der regionale Energieversorger energis, der maßgeblich am Vertrieb des saarländischen Steinkohlestroms zu saarländischen Haushalten beteiligt ist, ein ähnliches, wenn auch stark vereinfachtes Programm durch.

„Wir schaffen gemeinsam 3 Mio. kg weniger CO2“.

Keine Frage: jede Anstrengung ist es Wert, dieses Ziel zu erreichen. Und doch lohnt ein Blick zurück und hinter die Kulissen.

Als Vertriebstochter der RWE steht die energis im Saarland in erster Linie für den Vertrieb von Strom aus konventionellen Atom, Braunkohle- und Steinkohlekraftwerken. Inzwischen gilt es als unstrittig, das die Braun- und Steinkohleverstromung eine enorme Mitverantwortung für den Klimawandel und die globale Erwärmung tragen. Es war die RWE, die am Standort Ensdorf vor gut einem Jahr ein Kraftwerk bauen wollte, das die CO2-Emissionen gegenüber dem jetzigen Kraftwerk auf Jahrzehnte hin fast vervierfacht hätte.

Werbewirksam lässt die energis derzeit in ihrem Stammgebiet vom Hersteller Osram gesponserte Energiesparglühbirnen gegen Eintausch konventioneller Glühbirnen bei einem Eigenanteil von 1,-€ verteilen. Dies allerdings nur solange der Vorrat reicht.

Finanziell endgültig abgesichert wurde die gesamte PR-Maßnahme bereits zum 01.02.2009, als die energis mit allen Tarifen erstmals teurer war, als der Tarif der Bergbaubetroffenen bei den Elektrizitätswerken Schönau (6,90 Euro/Monat + 20,60 Cent je kWh).

Der Umwelt kann’s letztendlich egal sein, weshalb die energis zum Austausch der Glühbirnen aufruft, was ökologisch orientierte Haushalte bereits vor etwa 15 Jahren taten.

Im Jahr 2008 haben die Deutschen insgesamt 616 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht. Hinter dieser Zahl steht im Endkundengeschäft ein Wert von rund 120 Milliarden Euro. Aufgrund der Halbierung der Brennstoffkosten, insbesondere bei der Steinkohle, sollte die energis schleunigst ihre Preise auf das Niveau des Jahres 2008 senken. Tut sie dies nicht, setzt sie sich dem Verdacht der Abzocke aus.

Es stellt sich überdies die Frage, was die vielen Politiker mit Aufsichtsratsmandaten bei der energis zur aktuellen Preispolitik der energis sagen.

Wie kann es sein, dass ein von zahlreichen Politikern beaufsichtigtes Stromversorgungsunternehmen in einer wirtschaftlich schwierigen Phase trotz sinkender Kosten beim eigenen Stromeinkauf die Preise für seine Kunden erhöht und damit dem gesamten Wirtschaftskreislauf wichtiges Geld sowie entscheidende Nachfrageimpulse entzieht?