Die Radon Studie

 

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Dr. med Karl-Michael Müller fordert die interessenskonfliktfreie Beforschung der Lungenkrebsmorbidität der saarländischen Bevölkerung durch internationale Forschungseinrichtungen. Gleichzeitig fordert er von der saarländischen Landesregierung die Förderung der wissenschaftlichen Einrichtungen durch Besetzung des Lehrstuhles für Arbeits- und Umweltmedizin sowie die Etablierung wissenschaftlicher Radon-Kongresse analog zu den sächsischen Vorbildern.

Die Bundesländer mit der Steinkohlenförderung Saarland und Nordrhein-Westfalen führen bei beiden Geschlechtern in den altersstandardisierten Neuerkrankungsraten der Lungenkrebserkrankungen die Krebsstatistik des Bundes unter den Flächenstaaten an. Im Tabakatlas Deutschland des DKFZ befindet sich der Raucheranteil im Saarland sowie in Nordrhein-Westfalen unter den Erwachsenen bei beiden Geschlechtern dagegen auf dem vergleichbar niedrigen Niveau der Bevölkerung Bayerns. Während sich in den östlichen Bundesländern die kartographische Darstellung der Lungenkrebsmorbidität mit derjenigen der Raucher-Anteile in den Bundesländern annähernd deckt, findet sich hierfür kein Korrelat in den Bundesländern Saarland und Nordrhein-Westfalen. Da die Hauptursache für Lungenkrebserkrankungen unstreitig im inhalativen Rauchverhalten liegt, müssen daher aus epidemiologischer und präventivmedizinischer Sicht weitere ätiologische Ursachenkomplexe der intensiven Beforschung unterzogen werden.

Radonbelastung der Bevölkerung in Innenräumen stellt nach dem inhalativen Rauchen die zweithäufigste Ursache der Lungenkrebserkrankung dar. Dem aktuellen Stand der internationalen wissenschaftlichen Forschung entsprechend gilt Radon in Innenräumen als kokarzinogene Ursache dieser Malignome.

Die verfassungsrechtlich gebotene zügige Umsetzung des neuen Strahlenschutzgesetzes wird durch flächendeckende Bemessung der Radonbelastung der Bevölkerung in den Innenräumen die Basis für die Beurteilung der aktuell völlig unbekannten Expositionssituation, insbesondere in den Bergbauregionen des Landes schaffen.

In der Zusammenführung mit den hochvaliden Daten des saarländischen Krebsregisters können nachfolgend, weltweit einmalig in dieser Konstellation, Forschungs- und Lösungsansätze, zu Interventions- und Präventivmaßnahmen entwickelt werden.

Die Einbeziehung der Expertise der ostdeutschen Forschungseinrichtungen sollte dabeiselbstverständlich sein. Die Verbesserung der Kenntnis der Entscheidungsträger in den hochkomplexen wissenschaftlichen Fragestellungen wäre ein unschätzbarer Gewinn. Bei unbekannter Expositionssituation der Bevölkerung gegenüber dem Karzinogen „Radon in Innenräumen“ ist aus verfassungsrechtlicher sowie strahlenschutzrechtlicher Sicht jede Maßnahme, die zur Erhöhung der Exposition führt, wie zum Beispiel die Flutung von Bergwerken, unzulässig und ethisch nicht vertretbar. Alternative Lösungsansätze zur Beherrschung der Radon-Problematik, wie zum Beispiel die Herstellung einer Unterdruck-Situation im Grubengebäude, wurden bereits in ostdeutschen Forschungsvorhaben entwickelt und erfolgreich umgesetzt.